20.5.07

Wer handelt in der Türkei mit Drogen?

Gestern Nacht wurden in der Ostanatolischen Stadt VAN von der Gendarmerie über 35 Kilogramm reines Heroin sichergestellt.

Dies ist die zweite Sicherstellung von Heroin in dieser Region innerhalb eines Monats.

Turanoid hat sich die Frage gestellt, wer denn von diesen Drogenbeschlagnahmungen "Schaden erlitten" hat.

Die Suche dauert nicht lange:
Als Antwort auf die Aktion von gestern Nacht hat die PKK ebenfalls in der Region VAN heute morgen einen Angriff auf ein Militaerfahrzeug der türkischen Gendarmerie durchgeführt: 2 Verletzte Offiziere.

Ein "Freiheitskampf" einer atheistischen, marxisitischen Organisation, finanziert mit Drogengeldern, für ein frommes, islamisches Volk.

Jau, das passt.

2.5.07

Hintergrundinfo zur Krise in der Türkei: Wer ist Abdullah Gül?

Wie wir alle gesehen haben, sind Millionen von Menschen gegen eine fortschreitende 'leise' Islamisierung in der Türkei.

In der letzten Runde, die der Türkei (böse Zungen behaupten) von der USA beschert wurde, sollte neben dem Parlamentspräsidenten und dem Premier nun auch der Staatspräsident in die Kontrolle der fundamentalistischen AKP übergehen.

Die Beweggründe können hierfür vielfältig sein. Zumeist erschliessen sie uns aber erst nach Jahrzehnten. Die Angst der reichen patriarchischen Scheichtümer vor einer erfolgreichen demokratischen Republik mit Islam als Staatsreligion ist diesen Staaten und damit ihrem "Hauptverbündeten", der USA, ein Greuel.

Wie dem auch sei.
Abdullah Gül war der einzige Nominee für den Staatspräsidenten.

Falsch. Der amtierende Verteidigungsminister Vecdi Gönül war der eigentliche Kandidat Erdogans'. Vecdi Gönül gilt in der AKP als gemaessigter des liberalen Flügels (seine Frau hat nicht einmal ein Kopftuch).

Doch diesen wollte der Erz - Fundi und Parlamentspräsident Bülent Arinc nicht:
"wenn ihr den nominiert, stelle ich mich als Mitstreiter" war seine Drohung und zeigte auf Abdullh Gül als 'seinen' Kandidat.

Doch wer ist Abdullah Gül?

In Grossbritannien studierte er und kam mit seiner Frau zurück nach Ankara. Hier wurde er Abgeordneter für die damalige Refah - Partei (Refah: arab. f. Wohlstand). Wichtig sind in diesem Kontext einige seiner Aussagen, die Gül damals in Seminaren der Refah - Partei taetigte und wurde unter dem Buch "Türkiye’nin Milli Bütünlüğü ve Güvenliği." des religiös orientierten Verlags "İş Dünyası Vakfı Yayını" veröffentlicht, die wir auszugsweise veröffentlichen möchten.

"In der Türkei gibt eine Depression des Systems. Ein System, das von oben (sind wir nicht auch oben?) aufgesetzt wird, gegen den Widerstand des Volkes (des ganzen Volkes?), ein System das ein Feind seines Volkes ist. Aus diesem Grund sind einige Menschen unter uns in einen separatistischen Kampf übergetreten (gemeint wird die PKK). Dieses System riskiert somit eine Teilung des Landes..."

"Der eigentliche Charakter der Gründungsideologie begründet sich auf sechs Prinzipien (die der heutigen grossen Oppositionspartei CHP).
Bekenntnis zur Republik, Bekenntnis zur türkischen Nation, Sozialismus, Revolutionismus, Rechtstaatlichkeit und Sekularismus-Laizismus. Aber es ist damals keiner zusammengekommen und hat eine gemeinsame Entscheidung für diese Prinzipien getragen (in der Republiksgründung). Dies ist somit ultimativ auf das Volk aufgedrückt worden."

"In der Ausführungsweise wie eine Diktatur also. Und wir leben heute immer noch in einer Türkei, in der es Tabu - Themen gibt, Sachen die man besser nicht sagt."

"(In Anspielung auf Atatürk) Die Türkei aehnelt in vieler Hinsicht dem Irak, Libyen, Syrien (der Iran wird hier bewusst ausgeklammert von Gül). Warum? Schauen Sie sich diese Staaten mal an. Überall sehen Sie Bildnisse und Statuen von einem Menschen.(Damit packt Gül Atatürk aeusserst unreflektiert und peinlich zusammen auf eine Stufe mit Saddam, Esad oder Ghaddafi)"

"Unter dem Begriff Revolution wurden uns ebefalls einige Veraenderungen von oben aufgesetzt.(Gemeint ist hier der Wechsel zur lateinischen Schrift, Die Kleidervorschrift (Abschaffung des Hosentrageverbots für Frauen, Turban- und Fes-Verbot), die Einführung des aktiven und passiven Frauenwahlrechts, Einführung eines Zivilrechts und einer Rechtstaatlichkeit, die nicht von der Scharia gepraegt ist und Abschaffung des islamischen Kalifats - das einstige Papsttum des Islams)".

"Der Nationalismus nahm rassistische Züge an. Dabei weiss doch jeder das unter der islamischen Nenner alle Völker friedlich zusammengelebt haben in unserer Region."

"Der Nationalismus nahm Turanistische Züge an, das einigen Menschen in der Türkei andere Gedanken haben aufkommen lassen. Leider muss ich sagen das der überall verwendete Spruch (Atatürks!) "Glücklich schaetzen kann sich der, der sich Türke nennt" durch das Auftragen und Abnutzen dieses Spruches überall primitive Züge annimmt. In einer durch den Glauben verbundenen Gemeinschaft (des osmanischen Reiches) fügte dieser Spruch erheblichen Schaden zu (diesen Spruch gibt es aber erst seit der Gründung der geschrumpften Republik)".

"Der grösste schaedliche Faktor, der die Türkei bedroht ist jedoch das laizisitische Prinzip. Da wird der Islam zur Quelle der moralischen Werte im Volk, anschliessend kommt der Staat und sieht eben diesen Islam als potentielle Gefahr (im freien Ausüben demokratischer Staatsgeschaefte, Herr Gül, ganz richtig).

"Wie kann die Armee, die ihre 'glauebigen' Offiziere aus ihren Reihen weglobt als ein Garant für dieses Land (was ja islamisch ist) sein?"

Zuguterletzt kommt Tacheles:

"Daher befürworte ich die Etablierung einer zweiten Republik im osmanischen Schema und sehe der Zukunft mit Zuversicht zu."


In diesem Essay von Gül ist die Polemik und die Verdrehung und Leugnung von Tatsachen geschickt mit tatsaechlichen einstigen Misstaenden (der Meinungsfreiheit) plump eingebunden.

Eine flache durchschaubare Rhetorik, die regelrecht geschmacklos ist, mit falschen Informationen und realitaetsfremden Schlussfolgerungen.

Solch' schaedlicher Einfluss wird dann armen Menschen bei Kundgebungen permanent eingebleut, mit dem Schluss "die Lösung ist ein zweites osmansiches Reich".

Herr Gül, gehen Sie, wo der Pfeffer waechst.

Die Türkische Republik ist aus einem Unabhaengigkeitskampf geboren. Wenn man hier nach einem Schuldigen für diesen dreijaehrigen Unabhaengigkeitskrieg sucht, so findet man ihn recht schnell:

Das Osmanische Reich und seine Kollaboration mit den Besatzungsmaechten in der Endphase des Reiches - in der Hoffnung, Istanbul behalten zu dürfen als Mikrostaat (doch das sollte ja Griechenland zuerkannt werden - Pech gehabt, Sultan Vahdettin).

Dieses archaische Staatssystemsoll nun als Blaupause für eine neue Republik islamischer Praegung gelten, Herr Gül?

Beim Barte des Propheten. Das ist schon starker Tobak.

Liebe Lesenden. Sie sehen: man muss keine Qualifikation haben, um politisch weit zu kommen in der Türkei. Nur einen starken "Abi" (grosser Bruder AKA Geld/USA).

Und dann noch die Dreistigkeit besitzen, um mit dem Niveau Staatspraesident werden zu wollen.