3.6.10

Eine bewegte Woche im östlichen Mittelmeer!


Was für eine Woche wir hinter uns haben!

Waehrend in Deutschland noch weitere Details über die zukünftigen Belastungen der Bundesbürger noch brav zurückgehalten werden (damit die Griechen den Euro weiterhin benutzen können), handelte sich die diplomatische "Dauerholzaxt" Israel mit der Welt in letzter Woche eine handfeste Krise ein.

Der Grund: die Mammuthilfe des "IHH", die unter der Regie der UN Schiffslieferungen an den Gaza - Streifen bringen wollte.

Insgesamt 6 Schiffe aus verschiedenen Laendern nahmen an diesen einmaligen Hilfen für die Palaestinenser teil. Dabei wurde auf strengste Kontrollen geachtet und UN-Vorgaben eingehalten, um die Schiffe keiner Gefahr auszusetzen.

So liefen die Schiffen auch aus Istanbul aus, mit Tausenden von Zivilisten an Board und Tausenden Tonnen von Hilfslieferungen. Von Aspirin bis zu Ytong-Steinen war alles verschifft.

Doch wenn von Israel die Rede ist, ist alles sagen wir einmal unberechenbar.

Ca. 70 km vor der palaestinensischen Küste - also noch weit vor der eigenen 12-Meilen-Zone Israels zeigte Israel allen, was eine Harke ist:

Mit Zodiacs und Hubschraubern und Schnellbooten kam ein Kampfkommando und enterte in der Nacht das Front - Schiff, die Mavi Marmara, da es nicht anhalten wollte.

Doch es ging einiges schief: waehrend auf den anderen Schiffen dem illegalen Kapern der Schiffe durch die Kommandotruppen kein Widerstand geleistet wurde, ging es auf dem türkischen Schiff heiss her. Mit Messern aus der Kombüse, Schraubenschlüsseln aus dem Maschinenraum, Rohren und Axthölzern aus der Ladung der Schiffe versorgt, heizte man den Schlomis unerwartet ein...Schliesslich waren es internationale Gewaesser und eine Piraterie ist im Gange gewesen.

Nachdem einige israelischen Soldaten über Board geworfen wurden, machte Israel jedoch ernst. Der Kommandeur gab den Schiessbefehl. Und deen Rest kennen wir ja.

Die Zahl der türkischen Toten allein ist mittlerweile auf 9 angestiegen. Mehr als 30 Verletzte ud insgesamt 19 Tote Zivilisten. Ach übrigens: die israelische Armee fand keine Schusswaffen auf dem Schiff!

Das Israel nun verantwortlich für türkische Tote ist und ein türkisches Schiff in internationalen Gewaessern kaperte, war etwas, das sie sich wohl etwas einfacher vorgestellt hatten.

Wie dem auch sei.

Einen Tag nach der Piraterie der Israelis kam der UN - Sicherheitsrat zur Krisensitzung zusammen und sprach in Rekordzeit eine Verurteilung gegen Israel aus
(Anmerkung: die Türkei ist Übergangsmitglied des Sicherheitsrates der UN: so etwas hat es noch nicht mal bei der Besatzung des Süd - Libanons durch Israel gegeben!)

"Die Sachlage ist doch ziemlich klar" und "sonst endet die Blockade des Gaza - Streifens doch nie" waren die Gründe, die man für das schnelle Handeln der ansonst so veto-traumatisierten UN nannte.

Doch Turanoid weiss es etwas besser.

Denn zwischen dem türkischen Aussenminister Davutoğlu (übersetzt "Sohn Davids" :) und Mrs. Clinton gab es bei der Krisentagung ein mehrstündiges Gespraech.

Dort wurde den USA die Forderungen & und kommenden Schritte der Türkei bei Nichteinhaltung der Forderungen durch Israel zugetragen. So hörte Frau Clinton aufmerksam zu:

  • Diese Piraterie spielte sich im internationalen Gewaessern auf einem türkischen Schiff - also auf türkischen Boden ab. Die UN muss diese Aktion innerhalb von wenigen Tagen verurteilen und international rechtliche Schritte einleiten und diesen Fall untersuchen.

  • Sieht die Türkei ein Hinhalten seitens einiger Staaten (die Rede ist von Clinton's Laendle ;) in der UN, so traegt die Türkei dies als Angriff gegen die Türkei gemaess Paragraph 5 der NATO bei der NATO vor (was in dem Falle dann als Angriff gegen die gesamte NATO angesehen werden muss), was eine militaerische Eskalation mit sich führen wird.

  • Kein türkischer Staatsbürger wird verurteilt oder gegen ihn wegen seiner Verteidigungstaten auf dem Schiff in Israel prozessiert. Passiert dies, werden Gerichtsverfahren in der Türkei gegen die Verantwortlichen der Militaeraktion bis hinauf zu Netanjahu angestrengt. Mit einer Verurteilung in der Türkeiwürde Netanjahu somit beim naechsten 'Staatsbesuch' festgenommen werden!

  • Alle in Israel festgehaltenen türkischen Mitbürger müssen binnen 24 Stunden, sofern ihre Verletzung dies zulaesst, türkischen Boden erreichen.

  • Treffen die Bürger nicht binnen 24 Stunden ein, so wird die Türkei saemtliche diplomatische Beziehungen zu Israel abbrechen und alle israelische Einrichtungen in der Türkei schliessen lassen.

  • Die Türkei behaelt sich jene Schritte vor, wenn bei der Untersuchung dieser Piraterie durch die UN Verschleppungsaktionen auftreten (auch das wahr wohl an die USA gerichtet).
Kurzum: Israel steht zum ersten Mal mit dem Rücken zur Wand. Der Angepisste ist nicht Syrien, sondern ein Staat, dessen Armee als sechststaerkste Armee in der Welt gerechnet wird.

Natürlich gibt es nun auch Relativierungen durch die USA. Doch man kann es drehen und wenden wie man es will.

Israel hat gehörig in die Scheisse gegriffen. Und in seinem "mir-kann-keiner-was" - Suff den falschen Kumpel angepisst.

Das wird den Israelis aber erst im Laufe der naechsten Zeit so richtig klar werden.

./.

Risiko - Komponente: AKP

Die AKP hat schon bei der One - Minute Show bei Davos Erdoğans' Theatralik mit "gespaltener Zunge" gesprochen: wahrend in Davos Peres als Mörderverein abgestempelt wurde, versuchte die AKP die Minenraeumarbeiten an der syrischen Grenze zur Türkei still und heimlich mit einem skandalösen Mietvertrag über 49 Jahre einem spezialisierten israelischen Unternehmen zu vertacken.

Stellen Sie sich vor, ihre Reigerung vermietet den Landstreifen namens Grenze zu Holland und Belgien einer privaten Firma aus dem Iran!

Obwohl das türkische Militaers schon 2005 mit einem eintsprechenden Plan zur Minenraeumung kam, war man sich bei der AKP ob der finanziellen Mehraufwendungen (500 Mio $ Kosten) uneins. Das Fehlen von Geld aenderte aber interessanterweise nichts daran, das sich der Staatspraesident und Premier Erdoğan High - Tech Learjets für zusammen 120 Mio $ aus der Staatskasse für ihre Aemter genehmigten!

So sollte man diesen Vorstoss der Türkei unter der Aegide der AKP nur vorsichtig geniessen: die AKP ist ein Busenfreund Israels'. Der Staatspraesident Gül besuchte wenige Tage nach den ersten toten Soldaten Israels' in seiner angezettelten Libanon - Besatzung TelAviv und teilte seine Anteilnahme mit.

Und - Erdoğan hat als einziger Moslem eine israelische Tapferkeitsmedallie erhalten (wofür weiss keiner so recht).

Im übrigen werden Erdoğan und Gül sowie einige weitere wichtige Namen der AKP als sogenannte Abstammungsjuden oder Krypto - Juden gehandelt. Diese sind seit dem 16. Jahrhundert dem Islam übergetreten. Doch hielten viele "Sabbetayisten" ihre jüdischen Braeuche im Geheimen weiter ab - auch heute.

Erdoğan, Enkel einer jüdisch-georgischen Emigranten - Familie (Stalin war bekanntlich nicht zimperlich mit vielen in dieser Region) traegt somit eine handfeste Paradoxie in sich.

Auf der einen Seite spielt die AKP stetig die Religionskarte aus, um fehlende Inhalte ihrer Politik durch Sympathie des Volkes für religiösen Anliegen wettzumachen. Auf der anderen Seite sind Israel und international operierende jüdische Firmen (z.B. Danone) die Haupt - Nutzniesser der illegalen Privatisierungsorgie der AKP!

Noc wichtiger:
Nach dem Wechsel der Führung bei der Opposition CHP wird der seit Oktober 2009 andauernde Abwaertstrend der AKP keinesfalls besser.

Erdoğan benötigt mehr Propaganda. Da kommt solch eine Krise wie gerufen. Das bei dieser Krise aber diesmal Tote zu beklagen sind, war möglicherweise nicht "geplant".

Wie dem auch sei. Bei der AKP müssen wir stets diese Strategien mit in die Betrachtungen fleissen fassen. Welche Rolle Israel dabei spielt ist auch noch unklar.

Die naechsten Wochen werden möglicherweise etwas Klarheit bringen...