12.6.12

Der arabische Frühling oder wenn Aufmüpfige ihre Gönner dreschen...

Dem türkischen Hoteldirektor wurden fast die Augen ausgestochen. Mit panischer Angst machte er sich nachts auf zum türkischen Konsulat, um Schutz zu suchen.
Am naechsten Morgen wurde der Hoteldirektor in einen Flieger gesteckt und in die Heimat verfrachtet.
Als ehemaliger Direktor des "Hotel Libya" hat er es immerhin geschafft, lebend davon zu kommen. Doch was ist mit den 54 türkischen Angestellten in dem Hotel? Leben sie? Sind sie gefangengenommen? Niemand weiss das so recht.
Und in der Türkei berichtet man sowieso nicht mehr von solchen Schicksalen. Wieso auch. Stattdessen aendert die Regierung taktisch die Schlagzeilen: "Wir sind gegen jegliche Abtreibung" heisst es seit Neuestem. Doch die türkischen Frauen stehen nicht still. Sie demonstrieren gegen dieses Vorgehen mit Bannern wie "Ministerpraesident, halt Dich von meinen Schenkeln und meiner Gebaermutter fern!"...
Hat doch prima geklappt, der Wechsel der Aufmerksamkeit.
Zurück zu Lybien:
Hier gibt es keinen Staat. Nur Verstaatlichung.
Ein wahrer arabischer Frühling. Und mit was für tollen Früchten!!!
Mit NATO - Luftangriffen und Spezialeinheiten am Boden, mit Marineunterstützung der Türkei und drei Lederkoffern mit 300 Millionen Dollar aus Ankara wurde 'der Umsturz Khaddaffis' für ein demokratisches Lybien' gefördert.
Mit diesem postkolonialistischen Akt wurde im Grunde nur eine neue Form des Etatismus inszeniert. Kein Staat - dafür Verstaatlichung.
Das 7-Sterne-Hotel Libya ist in Bengazi. Von türkischen Architekten kreiertt, türkischen Bauunternehmern erbaut, mit einem türkischen Hotelbesitzer, einem türkischen Hoteldirektor und 54 türkische Angestellten. Sie alle sorgten sich noch vor einigen Monaten waehrend des Aufstands um das Wohlbefinden des Klan - Cheffes Ali Daw Zintani im Hotel.
Zintani bezog die Königs - Suite. Fürstliche Betreuung war somit garantiert.
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So sprang Lybien also in die Demokratie. Und wie in jeder Demokratie üblich, zahlt auch der Hotelgast artig seine Rechnung.
In dieser Annahme erstellte Hoteldirektor Şükrü Koçak dem Milizen-Anführer Ali Daw Zintani eine Rechnung und liess ihm die Rechnung zukommen.
Der Hoteldirektor wartete auf das Geld, doch gekommen ist Zintani höchst persönlich zur Bezahlung. Mit 16 bewaffneten Milizen an seiner Seite. 
Zuerst zerschossen sie die Decke der Hotel-Lobby. Dann entführten sie den Hoteldirektor. Dann peitschten sie die Beine des Hoteldirektors aus, bis er nicht mehr gehen konnte. Anschliessend drohten sie ihm, seine Augen auszustechen.
Den Rest erzaehlten wir eingangs.
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Die Früchte des arabischen Frühlings: Lybien verstaatlichte 338 türkische Unternehmen und alle Immobilien im türkischen Besitz, darunter sogar Unternehmen des Erdoğan - Kumpels und somit Neu -Geschaeftsmanns Fettah Tamince, wie z.B. das Hotel Libya.
Türkische Baufirmen haben Auftraege zu Zeiten Khaddaffis' in Höhe von 1 Mrd. US-Dollar in Arbeit.
Doch die neue 'Führung' ist da anderer Meinung: 
"Wir zahlen 400 Millionen Dollar, nicht mehr. 200 Millionen jetzt und 200 Millionen wenn alle Projekte fertig sind."
Zudem stehen ausserdem durch Brandschatzungen und Plünderungen von türkischen Baumaschienen Verluste im Wert von 800 Million Dollar an, verursacht durch die Aufstaende.

Die neue lybische Führung ist auch bei diesem Thema schwerhörig. 
Und wir wissen ja: im Zweifelsfall sind die Augen dran :)
Immerhin triumphiert die AKP- Führung: "Wir konnten 9 türkische Firmen aus der (neuen) schwarzen Liste streichen!"...
So ist das mit der Gegen - Revolution. Und manchmal können Gönner und Unterstützer nur mit dem Leben davonkommen. Man sollte immer vorsichtig sein, bei dem, was man sich wünscht. Es kann sein, das man es bekommt. 
Gestern wurden die Warlords in Lybien finanziert, heute werden fundamentalistische Aufstaendische in  Syrien supported. Gewinnen tun aber bekanntlich immer andere. 
So ist das eben.