25.10.17

Die Hintergründe der Visa - Krise zwischen den USA & der Türkei

...Eine andere Lesart...

Donald Trump ist kein gewöhnlicher Präsident der Vereinigten Staaten - so viel wissen wir.

Das chronische diplomatische "über die Stränge ziehen" ist im Grunde dem türkischen Staatspräsidenten Erdogan ähnlich. Beide widersprechen sich regelmäßig, vergreifen sich im Ton - und beide haben eine passionierte Anhängerschaft.

Eigentlich beste Voraussetzungen für eine tiefere Freundschaft? Nun.

Wenn da nicht der Versuch dieser Gülen - Generäle gewesen wäre...Der in Pennsylvania auf einer Ranch des FBI lebenden Fethullah Gülen lebt in einem selbst gewählten Exil, das sich seit geraumer Zeit als goldener Käfig herausstellte, aus dem er nicht mehr hinaus kann.

Seit dem Aufstand der Gülen - Generäle (von einem Putsch kann keine Rede sein) betreibt Erdo eine gnadenlose Jagd auf Gülenisten. Die Referenzen dazu sind dabei recht simpel: Die verschlüsselte GÜLEN - Chat - Software ByLock bzw. Eagle auf dem Handy, ein Bankkonto bei der Gülen - Bank "Bank Asya". Und zack - ist man potentieller Gülen - Aktivist.

Das hierbei oft nur kleine Fische gefangen werden, oder die, die nur nicht ins Konzept der Regierungspartei passen,  ist klar.

Aber manchmal findet die türkische Justiz auch eben "empfindliche" Gülenisten - Figuren...Wie z.B. einen türkischen Mitarbeiter des amerikanischen Generalkonsulats in Istanbul.

Der Haftbefehl führte dazu, das der beschuldigte ByLock - Nutzer Asyl beim amerikanischen Konsulat beantragte. Anschliessend setzte die US - Regierung die Visa - Verfahren für türkische Bürger (in der Türkei) aus und das Konsulat wurde kurzfristig geschlossen. Seitdem befindet sich der Gesuchte im US Konsulat.

Die türkische Regierung reagierte - überraschend - innerhalb von 12 Stunden damit, das auch sie die Erteilung von Visa an US - Bürger, die in die Türkei einreisen wollen, aussetzt.

Dies ist eigentlich im diplomatischen Kontext normal.

Für die Türkei ist dies jedoch ein Novum.

Wenn man nach dem wahren Grund, warum die USA die Visaerteilung an türkische Bürger ohne Begründung aussetzte, nachfragt, gibt es viele Möglichkeiten....


  • Die stetige Annäherung Erdogans mit Putin? 
  • Der stetige Konflikt der türkischen Armee mit dem syrischen Arm der PKK, den die USA ja als Verbündete "im Kampf gegen den IS" auserkoren haben? 
  • Der positive Dialog der Türkei mit dem Iran beim Thema Referendum vom irakischen Barzanistan?
  • Die gemeinsamen Manöver der türkischen Armee mit irakischen Spezialeinheiten an der Null - Linie zum Irak im Norden?
  • Die Einladung des venezuelanischen Praesidenten Maduros' nach Ankara? 
  • Der kritische S400 Luft-/Flugabwehrsystem - Deal der Türkei mit Russland? 
  • Der Einmarsch der türkischen Armee nach Idlib, koordiniert mit Russland, bei dem, wenn man geographische Realitäten mit berücksichtigt, sich nicht mehr auf Idlib beschränken wird, sondern auch gen Norden in die vom PKK Ableger YPG gehaltene Enklave Afrin bewegen wird (Zur Erinnerung: Die USA hat den PKK Ableger YPG im Kampf gegen den IS mit 3000 LKW - Ladungen Waffensysteme beschenkt...)? 

Vıele Möglichkeiten für das Erkalten der Beziehungen. Eins steht fest: Die Türkei bewegt sich geostrategisch Stück für Stück in die Richtung, in der man die Türkei nachweltkrieglich eigentlich gar nicht haben wollte: zu einem eurasischen Staat, der eher "par pari referre" agiert (Gleiches mit Gleichem vergelten).

Dies ist eigentlich die Grunddiplomatie der Türkei im Sinne Atatürks und wurde von dieser Regierung stets unter den Tisch gekehrt. Die grösste Unbekannte hierbei ist jedoch, das gerade beim alten Busenfreund Erdos', der USA, diese Maßnahme bedingungslos getroffen wurde. Die Think Tanks und NGO's der USA haben letztendlich Erdo zur Regierung verholfen.

So wie Özal, Tansu Çiller, ja sogar Menderes.

In diesem Sinne: Abwarten und Tee trinken.

18.10.17

Nach dem Referendum in Barzanistan - Mikronationalismus vs. Etatismus....

Niemand denkt beim zentralistisch regierten Frankreich daran, die 23 ethnisch unterschiedlichen Völker in Frankreich in 'eigene' Mikrostaaten zu fassen. Selbst die Basken durften als Separatisten nur in Spanien agieren - nicht in Frankreich.

Die Basken, Bretonen und Korsen sprechen nicht einmal französisch!

Aehnlich die Situation bei den Wikinger - Friesen im Norden Mitteleuropas'. veteilt auf drei Staaten. Ohne ein unabhaengiges Friesland mit Friesisch als Landessprache.

Überall sehen wir Eingrenzungen: Selbst das Frankenland durfte sich nicht von Bayern abspalten!

Wir können hier also wirklich etliche Beispiele im Paradebeispiel EU aufzeigen, was die Begrenzung von Mikronationalismus angeht...

Und schauen wir doch nochmal in die UN - Charta...Artikel 2, Absatz 4:

"All Members shall refrain  in their international  relations  from  the  threat  or  use  of  force against  the  territorial  integrity  or  political  independence  of  any  state,  or  in  any  other  manner in consistent   with  the  Purposes   of  the  United Nations"

Alles klar soweit? Klar!

Seit Woodrow Wilson ist der "Ausreisser Kolonist" der britischen Krone, die USA , jedoch seinem kontinentalen Isolationismus als Aussenpolitik - Prinzip nicht mehr treu geblieben.

Mit der Industrialisierung und der gleichzeitig massiven globalen Ausbreitung des Islam wurde die internationale Ausrichtung der US - Aussenpolitik auch oft als heiliger Neo - Kreuzzug tituliert.
Der letzte Besipiel - Praesi war Bretzel - Esser Bush Jr..

Der neue Trump-O macht noch nicht einmal einen Hehl daraus, einen 'US - evangelistischen' Kurs im Namen des Herren zu gehen.

Im Nahen Osten bzw. Kleinasien ist eigentlich nach WWI so ziemlich Vieles nicht so gelaufen, wie es Wilson sich erhofft hatte. Nach dem Zerfall des Osmanischen Reiches sollte Armenien z.B. bis zur Mittelmeerküste ausgedehnt sein.

Karl May's "Durch das wilde Kurdistan" sollte östlich daran angrenzen, der Westen sollte sich am massiven Erdöl der Region für "fast lau" laben..

Die ganzen Investitionen derzeit, die Völker und Staemme in der Region gegeneinander aufzuwiegeln - das Blue Book z.B. der britischen Krone von Toynbee ist hier ein Lügenpamphlet vor dem Herren Jesu' - aenderten nicht die demoskopische Realitaet der Region.

So, wie damals die USA, UK und viele andere Staaten auch operieren viele westliche Staaten in Mesopotamien herum. Israel als Leisetreter tut dies sehr aktiv aber gleichzeitig auch im Hintergrund.

So hat Israel das Referendum des Barzan - Juden Barzani in Barzanistan auch sofort anerkannt. Anders formuliert :

De facto Situationen erzeugen, um Claims abzusichern. 

Die überraschend kurze Einigung der Anlieger - Maechte Iran, Türkei, Syrien und der betroffene Staat Irak bzgl. der synthtisch erzeugten Abspaltungs - Entwicklung traf vor allem die USA und Israel.
..
Wie wir auch an Hand von vielen Besipielen in Europa erkennen können, reicht eine künstlich injizierte "Animal Farm"isierung dieser Region nicht aus, Populationsrealitaeten und etablierte kulturelle Bindungen der Nachbarn in dieser Region zu dividieren.

Fassen wir mal zusammen:

  • Die grösste Stadt der Kurden in der Türkei ist z.B. Istanbul.
  • Selbst nach der massiven Zwangsaussiedlung der Turkmenen und Araber aus Kirkuk war Barzani bezügl. des Status dieser Grosstadt nicht sicher, diese als kurdische Stadt titulieren zu können.


Hier erscheint auch das grosse Dilemma der US - und Israel - Politik:

Die Kurden stellen in der Region, die die westlichen Maechte auf den Landkarten als 'Kurdistan' vorgesehen haben, meistens gar nicht einmal die Mehrheit dar!

Selbst in 'Barzanistan' lebten neben den 4 Millionen Kurden genauso viele Turkmenen und Araber!?

Der Westen - insbesondere die USA und sein Satellit im Nahen Osten - taete gut daran, die historischen und bevölkerungstechnischen Realitaeten der Region zu akzeptieren und nicht mehr mit der Devise "Teile und Herrsche" zu agieren.

Die Kurden sind ein verteiltes "Volk", dessen ethnische Eigenschaften immer noch nicht vollwertig geklaert sind.

Auch wenn Israel a la HIMMLER genetisch Belege zu suchen scheint: Kurd oder heute im türkischen auch Kurt heisst WOLF. Der aus der Ergenekon - Legende der Türken.

Von den Kurden berichten die Göktürkischen Schriften (Hunnen) seit Atilla, der "Wolfsverbaende" - Kurden - zur Unterstützung im Krieg der Ost - Hunnen gegen das Oströmische Reich geschickt hatte.

Die Juden nannte AMED z.B. ihre Heimatstadt: Das heutige Diyarbakir.

Selahattin Ayyubi, der Held, der die letzte Kreuzzug - Welle erfolgreich begegnete und niederschlug, wird z.B. heutzutage in der westlischen Literatur als Arabo - Kurde bezeichnet. Der Haken: Seine Brüder als wie auch seine Kinder hatten überwiegend türkische Namen.

Und aus der Goran - Region des heutigen Iran wurden die schaafi - Muslimischen Gur - Türken (unsere heutigen Kurden der Türkei) zur Zeit des Sultans Yavuz Selim importiert, da der schiitische Safawi - Türken - Schah Ismail für die schafitischen Gur - Türken keine Verwendung hatte.

Und da gibt es dann auch noch das "Bash Kurdistan (Bash = türk.:"Haupt")" im Herzen Russlands, mit der Bashkurdischen Hauptstadt UFA.

Das Modell der Autonomisierung innerhalb der existierenden staatlichen Grenzen sollte somit das Ziel des Westens sein, anstatt solche utopischen Maximalforderungen (in diesem Fall Kurdistan') mit Stellvertreterkriegen durchzuboxen. Die demoskopischen Realitaeten der Bevölkerungverteilung sprechen in dieser Region immer dagegen.

Es mag vielleicht ein homogenes Flamen in Belgien geben, oder ein homogenes Baskenland oder Katalonien in Spanien. Oder ein homogenes Korsika.

Diese ethnisch regionalen Abgrenzungen gibt es aber in der beschriebenen Region nicht. Alle sind hier eben irgendwie  Glaubens - oder Schicksalsbrüder ;)

Westliche Werte sollten wieder an *echte* Gerechtigkeit und an *echten* Frieden interessiert sein.

Seit der Aufwiegelung der armenischen Osmanen gegen ihre muslimischen Mitbürger Ende des 19. Jahrhunderts durch den Westen wirkt dies leider recht unglaubwürdig in dieser Region.