20.1.07

Türkischer Journalist Hrant Dink ermordet....

Der für viele Türken als 'unbequem' geltende Journalist Hrant Dink wurde gestern am hellichten Tage in dem Nobelviertel Şişli in İstanbul umgebracht.

Wie viele armenisch - staemmige Türken lebte Hrant Dink in einer zwiesgespaltenen Existenz zwischen einem vertraglich von Lausanne garantiertem Minderheitenstatus mit eigener kultureller "Mikronationalitaet" und der Tatsache, ein türkischer Staatsbürger zu sein - armenischstaemmige Geschaeftsfrauen und -maenner sind zumeist im lukrative Gold- und Teppichhandel sowie in der Gastronomie sehr erfolgreich in der Türkei (lies: bilden mit die Oberschicht der Türkei). Dieses Glück haben z.B. die Türken in Nord - Griechenland (Thrakien) nicht, auch wenn sie ebenfalls eine 'Lausanne - Minderheit' sind.

Dem Zoologen und Wahljournalisten fiel die selbsterlegte Aufgabe zuteil, Sprachrohr für die armenischen Türken in der Türkei zu sein. Die Zeitung AGOS eröffnete viele Kontroversen in der Türkei.

Letzter Artikel, der Dink 2005 vor den Kadi brachte:
"Das vom Türken zu entleerende giftige Blut kann mit sauberen, armenischen Blut und der Gründung Armeniens (?) ersetzt werden und ist in Deinen ehrenvollen (armenischen) Adern vorhanden."

Fernab von solch mehr als fragwürdigem Journalismus war Dink ein lauter, aber niemals vor seinen Mitbürgern ein 'über Leichen' gehender Journalist.

Hervorzuheben ist z.B. auch Dinks' Engagement bei armenischen Ersatzreligions - Symposien (ausserhalb Armeniens), die Geschehnisse im osmanischen Reich um 1915 auch selbstkritisch - fernab von einer Völkermords - Ersatzreligion - zu durchleuchten. Auch hier begab sich Dink auf gefaehrliches Terrain:
in Armenien und unter Diaspora - Armeniern selbst sind solche Symposien und Meinungen verboten, Meinungsfreiheit und eine wirkliche Opposition ist das Letzte, das in Armenien existiert, wie Dink selbst regelmaessig kritisierte.


Das er viele Sachverhalte oft nicht nur verdrehte, sondern auch historisch belegbare Falschinformationen in sein Blatt einfliessen liess, aendert nicht die Tatsache, das ein friedlich lebender Mitbürger nur auf Grund seiner (leider manchmal auch chauvinistischen bis rassistischen) Gedanken umgebracht wurde.

Turanoid wünscht den Angehörigen aufrichtiges Beileid. Diese Tat ist schwer nachzuvollziehen und es ist ein schwarzer Tag für uns Türken. Und von denen hatte die Türkei bisher einige.


Geschicktes Timing für das Attentat

Dies alles geschah just in der Zeit, in der die Türkei eine politische Basis für die Intervention in Kerkük/Irak vorbereitet, da hier die Turkmenische und arabische Mehrheit systematisch aus der Region von kurdischen ehemaligen Wegelagerern (read:Peschmergas) und unter Duldung der USA zwangsumgesiedelt und weggebombt, ermordet wird, um Kerkük zu einer mehrheitlich kurdischen Stadt zu konvertieren. Hintergrund für solch ein Verhalten: 30% des Erdöls des Irak wird in Kerkük gewonnen - ein lebenswichtiges Kriterium, möchten die arabischen Kurden im Norden Iraks ihr künstlich errichtetes 'Staat im Staat' am Leben erhalten.

Denn die Wogen um Dink und seinen rassistischen Bemerkungen waren geglaetet. Er bekommt nicht mehr und nicht weniger Morddrohungen als z.B. der Journalist Emin Çölaşan. Das Timing ist daher wirklich perfekt.

Und der Mörder wird sicherlich gefasst werden (der Mörder von Hablemitoğlu jedoch garantiert nicht).

Doch der wahre Auftraggeber wird niemals gefunden.


Denn die internationale Presse bereitet sich bereits darauf vor, seinen Mord aufgrund seiner kritischen Aeusserungen motiviert zu sehen. Dies ist keinesfalls der Fall!