15.8.05

Deutsche Presse: andauernde Fehler bei der 'Volksgruppendarstellung' des Irak

Daß die deutsche Presse sich ihre eigenen Formulierungen schafft, wenn es ihnen nicht in ein 'dafür vorgesehenes Konzept' passt, ist seit langem bekannt. Das Lesen derselben Nachrichten in den unterschiedlichsten Quellen wird daher leider zur Pflichtkür, möchte man sich ein halbwegs ausführliches (und niemals objektives) Bild über die Essenz einer Meldung machen.

Seit geraumer Zeit wirft die deutsche Presse den Begriff 'Volksgruppen' - übrigens nicht nur im Irak - kreuz und quer. Der Leser schluckt das notgedrungen.

Eine dringende Empfehlung an die deutsche Presse daher: bitte korrigieren Sie Ihre Darstellungsinfos. Es geht auch korrekt zusammengefasst kurz.

Zur Sache:
Es wird im Irak von den drei Volksgruppen 'Sunniten', 'Schiiten' und 'Kurden' gesprochen.

Eine Volksgruppe kann man hinsichtlich seiner 'Rassenherkunft' oder seines Glaubens trennen, braucht man dieses aus welchem Antrieb auch immer. Beides zu mischen ist sachlich einfach falsch.

Dies macht die deutsche Presse aber Tag für Tag.

Wollen wir eine grobe religiöse Volksgruppenunterscheidung mtteilen, so müssen zwangsläufig die relative große Minderheit der assyrischen Christen mit aufgezählt werden, die im Irak leben. Kurden sind dann aber genauso Moslems wie jeder Araber oder Turkmene auch und zählten dann nicht mehr als 'Volksgruppe'.

Wollen wir eine Unterscheidung der Volksgruppen hinsichtlich der Abstammung machen, was sinnvoll erscheint, so gibt es neben den Arabern und Kurden als dritte große Volksgruppe mit 2 - 3 Millionen Angehörigen die 'anderen Kinder des osmanischen Reichs': die Turkmenen (die einen Kinder waren bekanntlich die Kurden). Diese Volksgruppe macht immerhin 10 - 15% der Bevölkerung aus! Und eben genau diese Turkmenen werden halt - je nach Gusto des Informationslieferanten - den "Sunniten","Schiiten" oder gar den Kurden zugezählt.
Und dann gibt es da auch noch Syrer und Perser, und wahrscheinlich sogar vereinzelt Azerbeydschaner.

Ich würde es daher begrüßen, wenn die deutsche Presse diesen kostenlosen Nachhilfeunterricht annimmt.

P.S.:
wer mehr über die Turkmenen im Irak ('die geleugnete Minderheit') erfahren möchte: hier die Links:
- Iraki Turkmen journal
- Türkmencephesi bzw. Kirkuk Net

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