11.9.05

Warum die EU für die Türkei nichts taugt...

Es gibt verschieden Ansaetze, die Beitrittsverhandlungen zwischen der Türkei und der EU zu durchleuchten.

In den meisten Faellen wird darüber berichtet, welches Risiko oder Nutzen die Türkei für die EU traegt oder auch nicht. Selten wird aber hintergfragt, ob die EU gut für die Türkei sei oder nicht - denn hier in Europa lautet die Antwortet immer: "klar, die Türkei kann von der EU nur profitieren".

Es ist ein grosser Fehler, die Nachteile, die die EU mit ihrem verbürokratisierten System, in dem alles spezifiziert, normiert und reglementiert wird, ausser Acht zu lassen.

Schon heute weiss man, das die für die zum Wohle der Gemeinschaft vorgeschriebenen Reglementierungen und Normen (welche Radientoleranz eine 'Durchschnittstomate' z.B. haben darf usw.) alles andere als Sinn machen.

Das andere, viel wichtigere Argument sehe ich jedoch in der politischen Umorientierung und den Umbau 'von oben' auf die Türkei, die alles andere als sinnvoll und 'gesund' ablaufen wird, führt man die Vor-Beitrittsverhandlungs - Forderungen und die Absichten, die dahinterstecken einmal weiter.

Die Türkei ist mit ihren kemalistischen Kozept zu Reflektion und Restauration ihres Systems verpflichtet. Das staendige Prüfen auf Richtigkeit der Handlungen sind im Kemalismus verankert. Leider wurde dies viele Jahrzehnte nicht wirklich realisiert.

Seit dem faktischen Sieg gegen den Terrorismus gegen Ende der 90er, der nach 15 Jahren errungen wurde, übrigens wider Erwarten und Hoffnungen vieler Staaten, die man morgen in einer 'EU' als Partner titulieren wird, geht in der Türkei ein stetiger Ruck durch, der die Fehler, die gemacht wurden, zu korrigieren.
Regionale Benachteiligungen, die Intention vieler Regierungen der Türkei gewesen sind, werden nun kontraer gefördert. Ein Kindergeld gibt es z.B. nur für Kinder, die in den Provinzen Ost-/Südostanatolien leben. Ebenso ein Mutterschaftsgeld, kostenlose Lehrmittel in diesen Regionen, kostenfreie Grundstücke für Industrievorhaben im Osten des Landes, 5 Jahre Steuerfreiheit und verbilligter Strom und Wasser, über 2000 Bau-km neuer Landstrassen und Trassen, 2800 neue Krankenhaeuser Kingdergaerten und Schulen, usw. usw. - alles für die benachteiligten Regionen Ost- und Südostanatolien.

Natürlich ist dies auch vorteilhaft für die Aufnahmekriterien, ohne Frage.

Ein weiterer Punkt und Anliegen der EU ist z.B. die Förderung und Bevorteilung einer Volksgruppe in der Türkei gegenüber den anderen Volksgruppen.
Genau dies betreibt die EU.

Die nennt dies programmatisch Minderheitenschutz. Doch jedem ist klar, das die EU nicht an wirklichem Minderheitenschutz gelegen ist.

Denn wenn man das Mosaik der Türkei und ihren Volksgruppen sich mal anschaut, kann niemand verlangen, für jede Volksgruppe eine eigene Schule oder Spracheinrichtung zu finanzieren.

Zaza - Kurden, Kurmandschi - Kurden, Tscherkessen, Abchasen, Albaner, Bosnier, Assyrer, Mazedonier, Araber, Kaukasus - Larsen und Pontus Larsen, um nur einige Völker zu nennen.

Niemand, auch nicht die BRD, würde dies finanzieren können.

Wie wir alle wissen, wird hier sogar das Gegenteil getan - der oftmals im Nachmittag gehaltene Zusatzunterricht in türkischer Sprache wird seit 2005 allerorts gecancelt.
Der Grund: der Zusatzunterricht in türkischer Sprache fördere nicht die Assimilation - autsch - ich meinte natürlich die Integration der türkischen Migranten.

Wie kommt man in der BRD daher auf die Idee, das sprachlicher 'Minderheiten'- Unterricht in der Türkei die Einigkeit und Integration aller Volksgruppen erhöht??

So ist es auch bei der EU - der ist es mit wirklicher Gerechtigkeit erst einmal egal. Konzeptgerechtigkeit ist jedoch sehr wohl legitim. Sie picken sich einige Punkte aus, die findige Geostrategen und Lobbyisten herausfiltern von denen sie sich Bestimmtes erhoffen - oder diese standen bereits im Vertrag von Sèvres (bei der Kapitulation des Osmanischen Reiches nach dem 1. Weltkrieg) als 'abgemachte Sache' fest und möchten jetzt nachgeholt werden:

- Unterricht in Kurdischer Sprache
- Errichtung einer christlich-orthodoxen Missionarsschule in Istanbul
- Etablierung eines Hauptepiskopats in 'Constantinopel' - autsch - ich meinte Istanbul
- Anerkennung Süd - Zyperns als souveraener Staat Zypern
- Ablassbrief für die Armenier erkaufen (durch Akzeptanz der Unwahrheiten der armenischen Diaspora in vielen Laendern)

Wenn die anderen Länder, die der EU beigetreten sind, ebenfalls ihre Indentitäten und 'Ecken und Kanten' soweit glätten mussten, das sie am Ende ihre Daseinsberechtigung hinterfragen mußten - dann sollte die Türkei ernsthaft fragen, ob die EU für ein identitätsstarkes Land richtig ist.

Wir wissen aber im Grunde alle, das sich dies nicht so zugetragen hat.

Zu vielen der eben genannten Punkte werden Sie, lieber Leser, hier auf Turanoid ausgiebig Informationen erhalten. Und zwar so, das sie nicht von westlicher Presse verfaerbt und konzeptpolitisch umformuliert wurde.

Und je mehr diese Forderungen schon zu Beginn einer offenen Verhandlung ans Öffentliche treten, umsomehr erkennt man, das die EU für die Türkei als das herauskristallisiert, was sie ist:

- Ablegen der kulturellen Eigenschaft und Unabhägigkeit eines Landes
- Auferlegen von geostrategisch 100 Jahren alten Ideologien christlicher Prägung - "divide and conquer"

Kurzum: politisch den Fehler zu begradigen, die durch ein Kemal Atatürk initiert wurden, die im Befreiungskrieg und der Vertreibung der Allierten aus der Türkei im Jahre 1923 verursacht wurden.