2.9.05

Aussenminister Gül: "Dann kehren wir unseren Rücken und gehen..."

Das Fass ist voll. Randvoll.

So kann man die Situation beschreiben in dem Hickhack um die Beitrittsverhandlungen der Türkei.

Die harsche Reaktion der Türkei resultiert aus dem Unvermögen der EU, Fehler in den Auslegungen der Kriterien für Beitrittsverhandlungen bezüglich der Türkei einzugestehen.

Wenn Helsinki-Kriterien erfüllt, Kopenhager Kriterien erfüllt wurden, ist ein Weg für die Beitrittsverhandlungen geebnet. Erst recht, wenn das Land ihre innenpolitischen Probleme gelöst hat (im Gegensatz zu "Zypern", was immer die EU damit auch meint).

Das Errichten von immer neuen "Türkei - Kriterien" ist daher auch unlogisch wie auch nicht nachzuvollziehen. Schuld daran ist die EU selbst. Inwieweit sie es nun schafft, zurückzurudern und gegenüber der Türkei einfach gleiche Masstaebe für die Beitrittsverhandlungen zu akzeptieren wie für jeden anderen Kandidaten, bleibt abzuwarten.

Die Message von Ankara ist klar: bis hier und nicht weiter.

Es ist für die EU an der Zeit, ehrlich zu sein: gegenüber sich und gegenüber der Türkei. Bewegt sie sich nicht, dann sind die Konsequenzen nun klarer denn je.

Hier einige, die man leider nie in der deutschen Presse in dieser Zusammenstellung vorgesetzt bekommen wird:

1. Rücknahme des Antrags zum EU - Beitritt der Türkei.
2. Austritt aus der Zollunion. Die nationalen Wirtschaftseinheiten der EU müssten nun wieder - und zwar Staat für Staat - mit der Türkei für jedes Ei und jede Jeans neue Zollvereinbarungen treffen.
3. Die Türkei wird frei sein, ihren eigenen Weg in der Gründung einer Union der Turkvölker wieder aufzunehmen.
4. Die Türkei wird bei Ausschreibungen garantiert den Nicht-EU Wirtschaftsmaechten (USA, Japan, Korea etc.) den Vorzug geben.
5. Die Türkei wird intensivere Beziehungen mit den islamischen Staaten eingehen, und gerade die Konkurrenzbedenken Frankreichs in den Maghrib-Staaten ignorieren (können).
6. Die EU wird machtpolitisch mittelfristig in der Bedeutungslosigkeit haengen bleiben, da sie ohne die Fünftstaerkste Militaermacht Türkei auf dem Globus keine wirksamen Instrumente zur Erreichung irgendeiner machtpolitischen Position wird realisieren können.
7. Die EU verbaut sich einen frei zugaenglichen Markt von 100 Millionen Konsumenten (im Jahre 2010).
8. Das alte Europa wird von dem hohen Anteil an jungen Menschen in der türkischen Bevölkerung nicht profitieren können (jeder zweite in der Türkei ist jünger als 45, jeder vierte jünger als 16, es studieren z.B. mehr Frauen in der Türkei als es Studenten in Deutschland gibt, etc. etc.)
9. Mit der Abkehr der Türkei verbaut sich die EU den Zugang zu einem der wichtigsten Rohstoffe der Zukunft - Bor (Stichwort: Brennstoffzelle, Rüstungs-/weltraumtechnologien). Die Türkei besitzt 75 - 80 % der Weltreserven an diesem Erz in ihrem Land.
10. Die Türkei ist frei, ihre Energiepolitik zu gestalten (Stichwort Südostantaolien - Projekt/Wasserpolitik)

Die EU ist auf dem besten Weg, bei der Türkei diplomatisch klaeglich zu versagen.

Vielleicht sollte sie bei der Gelegenheit nochmal die Situation überdenken und in ihren Geschichtsbüchern recherchieren:
Es zahlt sich immer mehr aus, den Türken als 'guten Freund' zu wissen. Als politischer und wirtschaftlicher Konkurrent ist die Türkei nur unnötig hart. Das führt zu unnötigen Kosten oder gar Verlusten.

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