29.3.05

Alle Jahre wieder: Hıdrellez und Nevruz - Feierlichkeiten...

Wie gewohnt kommen zum Frühlingsanfang die alten schamanischen Feste der 'Wintervertreibung' zur Tag- und Nachtgleiche (sprich: Equinox) in den eurasischen Kulturkreisen.

Für die politisch motivierte Presse und ihrem Anliegen, Informationen konzeptpolitisch eingefaerbt weiterzugeben jedoch, war und sind diese Feiertage immer ein gefundenes Fressen, dei Türkei 'aussen vor' oder 'gegen die Türkei verwendbar' zu machen.

In den 70ern und 80ern wurde Navruz als persisches Neujahrsfest tituliert, heute wird es bei der deutschen Presse leider auch öfter als Newroz, dem kurdischen Neujahrsfest bezeichnet.

Diesem Orwell'schen Pressekonzept etngegewirkend soll mit dem Hinweis auf die Verballhornung der Bundesbürger durch ihre Presse mitgeteilt werden, was 'Nevruz' und 'Hıdrellez' wirklich sind - siehe Quotes.

3 Kommentare:

metal storm hat gesagt…

Hıdrellez-Traditionen

Hıdrellez stellt einen der jahreszeitlichen Feiertage dar, die in der gesamten türkischen Welt bekannt sind. Der als “Ruz-ı Hızır” (Hızır günü) (Sommeranfang) bezeichnete Hıdrellez-Tag wird gefeiert, da dies den Tag darstellt, an dem sich die Propheten Hızır (isl. myth. unsterblicher Heiliger, der im Augenblick höchster Bedrängnis zu Hilfe kommt) und İlyas (Elias) auf der Erde trafen. Durch die verbundene Aussprache des Volkes der beiden Wörter “Hızır” und “İlyas”, entstand die Form des Wortes “hıdrellez”. Dem gregorianischem Kalender zufolge wird der Hıdrellez-Tag am 6. Mai angenommen. Nach dem früheren verwendeten und auch unter Römischer Kalender bekanntem julianischen Kalender wird damit der 23. April bestimmt.

Dem türkischen Bauernkalender zufolge, wird das Jahr in zwei Abschnitte eingeteilt. Die erste Periode beginnt ab dem "Hıdrellez"-Tag, am 6. Mai, und dauert bis zum 8. November. Diese Tage werden auch als "Hızır"-Tage, also Sommerperiode bezeichnet. Die zweite Periode beginnt am 8. November und endet am 6. Mai und ist sozusagen die Winterzeit. Die Tage werden als "Kasım”-Tage bezeichnet. Mit dem 6. Mai endet die Winterperiode und der Sommer beginnt, was als Ereignis, das zu feiern gilt, angesehen wird.

Über die Wurzeln des “hızır” und “hıdrellez” gibt es verschiedene Annahmen. Manche gehen davon aus, dass der Hıdrellez der Kultur Anatoliens und Mesopotamiens entsprungen sei. Andere Meinungen hingegen vermuten, dass die Wurzeln in der vorislamischen türkischen Kultur Zentralasiens und deren Glaubensauffassungen liegen. Dabei ist es unmöglich, das Hıdrellez-Fest oder “hızır” einer einzigen Kultur zuzuordnen. Seit den ersten zeitgeschichtlichen Epochen wurde in Mesopotamien, in Anatolien, im Iran, in Griechenland, ja eigentlich in allen Mittelmeerländern die Ankunft des Frühlings oder des Sommers im Namen mancher Götter durch Zeremonien und Messen gefeiert.

Weit verbreitetem Glauben zufolge, erlangte der Prophet Hızır durch das Trinken von Lebenswasser (ab-ı hayat) Unsterblichkeit. Von Zeit zu Zeit, besonders im Frühling, soll er sich unter die Menschen mischen und jenen, die sich in schwieriger Situation befinden, zu Hilfe eilen, Wohlstand und Segen sowie Gesundheit verbreiten. Er stellt einen Propheten dar, der in die Gnade Gottes eingegangen ist. Die Identität Hızırs ist ungewiss, sein Aufenthaltsort und die Zeit, in der er lebte, sind unbekannt. Hızır ist das Symbol des Frühlings, das Symbol des neuen Lebens, das der Frühling dem Körper bringt. In unserem Land, in dem der Glauben an Hızır weit verbreitet ist, werden ihm folgende Besonderheiten zugeschrieben:

1. Hızır eilt sich in Schwierigkeiten befindlichen Personen zu Hilfe und erfüllt ihre Wünsche

2. Hilfsbereiten, guten Menschen steht Hızar immer mit seiner Hilfe zur Verfügung

3. Orten, die er besucht, werden mit Wohlstand, Segen und Reichtum ausgestattet

4. Kummer bereitet er Abhilfe, Krankheit Heilung

5. Er bringt Pflanzen zum Erblühen, Tiere zur Vermehrung und Menschen zur Kräftigung

6. Er hilft den Menschen, ihr Glück zu finden

7. Hızar ist das Symbol für Glück und positives Schicksal

8. Er besitzt die Fähigkeit, Wunder und Gnade auszuüben.

Mit diesen Eigenschaften erinnert Hızır an die Götter der Welt der Mythologie, denen außergewöhnliche Fähigkeiten zugeschrieben werden.

In unserem Land wird das Hıdırellez-Fest am 6. Mai gefeiert. Heutzutage wird dieser Tag auch von den Christen als erster Tag des Frühlings und Erwachens der Natur angesehen. Dieser Tag wird von den Orthodoxen als “Aya Yorgi” und von den Katholiken als St. Georg-Tag gefeiert.

Hıdrellez, als einer unserer Jahreszeiten-Festtage, wird in unserem Land in effektvoller Weise gefeiert. Weniger in Städten, vielmehr in Dörfern und Bezirksstädten werden für diesen Festtag Vorbereitungen getroffen. Zu diesen Vorbereitungen gehören das Putzen des Hauses, das Reinigen des Menschen selbst sowie Zubereitung von Speisen und Getränken. Vor dem Hıdrellez-Tag wird das Haus von oben bis unten geputzt. Denn dem Aberglauben zufolge, werden nicht saubere Häuser von Hızır nicht aufgesucht. Neue Kleider und Schuhe werden gekauft, um sie am Hıdrellez-Tag anzuziehen.

In manchen Regionen Anatoliens ist es Brauch, Almosen zu verteilen, zu Fasten und ein Opfertier zu schlachten, damit die Gebete und Wünsche, die am Hıdrellez-Tag ausgesprochen werden, auch angenommen werden. Opfer und Gelübde müssen im Namen Hızırs erbracht werden. All diese Vorbereitungen werden mit dem Ziel gemacht, Hızır anzutreffen.

Die Feierlichkeiten zum Hıdrellez werden immer auf Grünflächen, in Baumgebieten, an Wasserrändern oder in der Nähe einer Türbe abgehalten. Es ist auch Brauch, bei diesem Fest frische Frühlingskräuter, frisches Lammfleisch oder Lammleber zu essen. Man glaubt daran, dass durch das Verspeisen des ersten Lammes im Frühling, Gesundheit und Wohlbefinden erlangt werden. Auch heutzutage glaubt man daran, dass alle Krankheiten gebessert werden können, wenn man das Wasser von frisch gekochten Blumen oder Kräutern, die man am Feld gepflückt hat, trinkt. Wäscht man sich allerdings vierzig Tage lang mit diesem Wasser, so soll man verjüngt und verschönert werden.

In der Hıdrellez Nacht, der Nacht in der Hızır verschiedene Orte aufsucht und den Orten und berührten Gegenständen Segen und Gnade verleiht, werden in diesem Glauben verschiedene Praktiken durchgeführt. Kisten und Behälter, in denen Lebensmittel aufbewahrt werden, werden nicht verschlossen, der Geldbeutel wird ebenso offen gelassen. Ob Haus, Garten oder Auto, wenn eine Person in der Hıdrellez-Nacht ein kleines Modell seines Wunsches an einem Ort hinterlegt, so soll ihm Hızır zur Verwirklichung dieser Wünsche verhelfen.

Ein weiterer weit verbreiteter Brauch ist die Zeremonie des “Öffnen des Schicksals” (baht açma töreni). Diese Zeremonie wird in Istanbul und Umgebung als “baht açma”, in Denizli und Umgebung als “bahtiyar”, bei den Turkmenen und Yörük (turkmen. Nomaden in Anatolien) als “mantıfar”, in Balıkesir und Umgebung als “dağara yüzük atma”, in Edirne und Umgebung als “niyet çıkarma” und in Erzurum als “mani çekme” bezeichnet. Diese Zeremonien werden in dem Glauben, dass mit dem Erwachen der Natur und aller Lebewesen im Frühling auch des Menschen Schicksal geöffnet wird, durchgeführt. In der Nacht vor dem Hıdrellez versammeln sich junge Mädchen an grünen Plätzen oder an Wasserrändern, um ihr Schicksal zu fordern und ihr Glück zu öffnen. In einen mit Wasser gefüllten Tontopf werden ihnen eigene Gegenstände wie Ringe, Ohrringe, Armreifen etc. gelegt, der Topf mit einem Tuch verschlossen und unter einem Rosenbaum gestellt. Am nächsten Morgen versammeln sich die Mädchen erneut neben dem Tontopf, trinken Milchkaffee und beten um ein gutes Schicksal. Danach wird der Tontopf geöffnet und die Gegenstände herausgenommen. Während dieses Vorganges werden “mani” (Vierzeiler) vorgelesen. Diese Vierzeiler stehen für ein bestimmtes Los und dementsprechend wird dem Besitzer des Gegenstandes sein Schicksal eröffnet. Dieses Spiel, das allein mit dem Hıdrellez in Verbindung zu bringen ist, weist unterschiedliche regionale Eigenheiten auf. In letzter Zeit wird diese Zeremonie mit dem Ziel ausgeführt, um das Schicksal der unverheirateten, “zu Hause gebliebenen” Mädchen ins Positive zu wenden.

Letztendlich kann zusammengefasst werden, dass das Hıdrellez-Fest, das in Anatolien nach wie vor prachtvoll gefeiert wird, sehr weit in die Geschichte der Menschheit zurückreicht. Obwohl Hıdrellez zu unterschiedlichen Zeiten unter anderen Namen gefeiert wurde, können die eigentlichen Motive des Hıdrellez an vielen Orten entdeckt werden. Die Ankunft des Frühlings und die Erneuerung und Wiederbelebung der Natur ist ein Ereignis, das von den Menschen als Grund zum Feiern angesehen wurde. So gewann das als Frühlingsfest angelegte Hıdrellez universelle Bedeutung.

Quelle: Kultusministerium, Republik Türkei

metal storm hat gesagt…

Nevruz (Persisches Neujahrsfest)

Das Wort Nevruz entstand aus der Vereinigung der beiden persischen Wörter “nev” (neu) und “ruz” (Tag), und bedeutet soviel wie “Neuer Tag”. Nach dem alten iranischen Kalender zufolge ist dies der erste Tag des Jahres und der Tag des Frühlingbeginns, an dem die Sonne in das Sternbild des Widders tritt.

Während die Sonne bis zum 21. März mehr Licht und Wärme an der südlichen Weltkugel abgibt, beginnt sie am 21. März, die nördliche Halbkugel zu erwärmen. Aus diesem Grunde ist für manche Völker auf der nördlichen Weltkugel der 21. März das Symbol für das Erwachen der Sonne und der Schöpfung, den es zu feiern gilt.

Nach der iranischen Mythologie, hat Gott die Welt, die Menschen und die Sonne an diesem Tag erschaffen. Als der legendäre iranische Padischah Kiyumers den Thron bestieg, wurde dieser Tag zum Festtag ausgerufen. Auch Cemşid, Symbol der Pracht und des Prunks, wurde am selben Tag auf den Thron berufen. Ausserdem kam der siebte Enkel des Hl. Adam am 21. März in Aserbeidschan an und rief diesen Tag als Festtag aus.

Nevruz, der in Anatolien mit verschiedenen Namen wie “Nevruz-i Sultan”, “Sultan Nevruz”, “Navriz” oder “Mart dokuzu” bezeichnet wird, wird in verschiedenen Regionen auf unterschiedliche Art und Weise gefeiert. In Gebieten, die hauptsächlich von der Landwirtschaft leben, symbolisiert dieses Fest auch ein Fest für Wohlstand und Segen. In den Gesellschaften der Alewiten und Bektaschi wird ihren Glaubensauffassungen zufolge dem Nevruz eine eigene Bedeutung zugeschrieben.

In den Gesellschaften der Alewiten und Bektaschi stellt der Nevruz gleichzeitig den Tag der Geburt des Hl. Ali dar, ebenso den Tag der Hochzeit des Hl. Ali mit der Hl. Fatma und den Tag an dem der Hl. Mohammed nach seiner Abschieds-Pilgerreise den Hl. Ali als seinen Nachfolger erklärte. Am Morgen dieses Tages wird nach dem Gebet des Geistlichen Milch getrunken sowie Gedichte, “nefes” (Lied oder Gedicht über die Philosophie des Bektaschi-Ordens) vorgetragen und eine Messe anlässlich der Geburt des Hl. Ali gelesen. Mit den vorher zubereiteten “çörek” (eine Art Brot) wird am Nevruz-Tag auf den Friedhof gegangen, den Verstorbenen ein Besuch abgestattet und anschließend dieses Brot dort gemeinsam verzehrt.

Zur Zeit des Osmanischen Reiches wurde dem Nevruz eine besondere Bedeutung verliehen. Dichter schrieben sogenannte “nevruziye”, Gedichte in der speziellen Versform von “kaside”, die den Padischahs vorgetragen wurden. In diesen Gedichten wurden das Grünen der Bäume, das Öffnen der Blumen und die Erwärmung der Luft angepriesen. Weiters erzählten diese Gedichte von der Erschaffung des Nevruz-Tages durch Adam, von der Landung der Arche Noahs, von der Geburt des Hl. Ali sowie seinem Aufstieg als Nachfolger Mohammeds. Es wurde hervorgehoben, dass sich in der Nevruz-Nacht alle Geschöpfe Gottes vor ihm verbeugen und ihre Wünsche erfüllt würden. Am Nevruz, also am Neujahrstag, präsentiert der oberste Astrologe dem Sultan den neuen Kalender und erhält dafür das sogenannte "Nevruziye Bahşişi" (Nevruz Trinkgeld). Pasten und Bonbons, als "Nevruziye" bezeichnet, aus unterschiedlichsten Gewürzen wurden hergestellt und der Sultansfamilie und den Älteren angeboten. Die für diesen Tag speziell angefertigten Pasten wurden in mit Deckel versehenen Porzellan-Schüsselchen gereicht, wobei auf einem an dem Schüsselchen befestigten Papier notiert wurde, zu welcher Stunde diese Paste verzehrt werden sollte.

Die Wurzeln dieser als “nevruziye” bezeichneten Paste wird von einigen Wissenschaftlern in der persischen Zeit vermutet. Zur Zeit der Perser wurden am Nevruz-Tag alle Apotheker und Ärzte versammelt, die gemeinsam diese besondere Paste herstellten. Dem Glauben zufolge, sollte derjenige, der von dieser Paste aß, das ganze Jahr über vor Krankheit verschont werden. Mit der Zeit wurde dieser Brauch Veränderungen unterworfen und aus der Bezeichnung für diese spezielle Paste “Nevruziye” wurde eine allgemeine Bezeichnung für besondere Süßigkeiten, die an diesem Tag verspeist werden. In jüngster Zeit wird als Erinnerung an diese Tradition am 21. März in Manisa die sogenannte “mesir macunu” (spezielle Paste aus unterschiedlichsten Zutaten) an das Volk verteilt.

In Ostanatolien ist nicht nur der Nevruz-Tag, sondern auch die Nevruz-Nacht von heiliger Bedeutung. Dem Glauben nach verbeugen sich alle lebendigen und leblosen Wesen in dieser Nacht vor Gott. An diesem Tag wird für jeden sein Jahresschicksal und seine Zukunft bestimmt. Man bereitet sich darauf vor, indem man schöne, neue Kleider anzieht. In den Häusern werden verschiedenste Speisen zubereitet und gegenseitige Besuche werden unternommen.

Eine weitere Tradition im Monat März ist in manchen Regionen die Tradition des “kara çarşamba” (schwarzer Mittwoch). Am ersten Mittwoch des Monates März werden verschiedenste Zeremonien abgehalten, verschiedenste Speisen zubereitet und gemeinsam verzehrt. Bei diesem Brauch ersehnt sich die Jugend einen Wunsch und lauscht an den Türen der Nachbarn.

Ein weiterer Brauch, der im Zusammenhang mit dem Nevruz steht, ist der sogenannte “mart ipliği” (Märzfaden). Bei diesem Brauch werden Fäden oder Tücher an Bäume angebracht, was verhindern soll, dass die Bäume aufgrund der ab 21. März stärker werdenden Sonne, negativ beeinflusst werden.

In Giresun wird unter der Bezeichnung “Mart Bozumu” eine weitere wichtige Tradition gelebt, die mit dem Nevruz in Verbindung steht. An diesem Tag holt man aus den Flüssen der Umgebung frisches Wasser und bespritzt damit die Häuser. Dabei wird ein glücksbringender Besucher erwartet, der mit den Worten “martınızı bozuyorum” (ich zerstöre Euren März) eintritt.

In den Regionen Zentralanatoliens ist der Nevruz als “Mart dokuzu” bekannt. Am 21. März wird sehr früh aufgestanden, die Gräber werden besucht und es wird dabei ein Wunsch gedacht. Die Person, die sich diesen Wunsch vorstellt, nimmt von den Gräbern einzeln Steine auf und sammelt insgesamt vierzig Steine, die in einen Sack gegeben werden. Dieser Sack wird zu Hause an die Wand gehängt, während dessen wieder derselbe Wunsch gedacht wird. Nach einem Jahr werden die Steine im Sack gezählt. Sollten sich im Sack einundvierzig Steine befinden, so wird der Wunsch in Erfüllung gehen. Beim nächsten “Mart dokuzu” werden die Steine wieder an den entnommenen Ort zurückgebracht.

Am Nevruz-Tag werden verschiedenste Speisen zubereitet, die den Besuchern angeboten werden. Es wird getanzt, man vergnügt sich, gefärbte Eier werden gegessen und große Feuer werden entfacht.

Der Nevruz, der in jeder Gesellschaft aus ihnen eigenen Gründen gefeiert wird, wird im Aserbeidschan, in Kasachstan, in Kirgisistan, in Turkmenistan, in Özbekistan, in Tatarien, in den uigurischen Regionen, in Anatolien und in den Balkanländern mit traditionellen Festivitäten gefeiert.

metal storm hat gesagt…

“Nevruz” Feste in der Türkei und in Mittelasien

Das Nevruz-Fest wird von den in Anatolien und Mittelasien lebenden Türken und den Iranern als Beginn eines neuen Jahres gefeiert. In Persisch bedeutet “Nev” neu und “Ruz” Tag. Nevruz bedeutet also “Neuer Tag”. Dieser Tag fällt alljährlich auf den Tag im Jahr, an dem Tag und Nacht gleich lang sind, auf den 22. März nach der modernen Zeitrechnung und auf den 9. März nach dem julianischen Kalender. Andere Namen für “Nevruz” sind: "Nevruz-ı Sultani", "Sultan Nevruz", "Sultan Navrız" oder "Mart Dokuzu" (9. März).

Auch wenn man den Ursprung des Nevruz-Festes heute den Persern zuschreibt, so ist doch aus dem historischen türkischen “Zwölf Tiere Kalender” ersichtlich, dass auch die Türken schon von altersher von diesem Fest wussten und es auch feierten.

Der Tag, der angeblich seinen Ursprung in der legendären Urheimat der Türken, in Ergenekon hat, wird bis zum heutigen Tag als eine Art Befreiungstag und gleichzeitig auch als Beginn eines neuen Jahres gefeiert.

Auch die in Mittelasien lebenden türkischstämmigen Völker wie Aserbaidschaner, Kasachen, Kirgisen, Turkmenen, Usbeken, Tataren und Uiguren sowie die Türken aus Anatolien und vom Balkan haben diese Tradition bis heute lebendig erhalten.

Kasachstan

Die Kasachen begehen diesen Festtag zunächst mit einem Seelenamt. Die Häuser werden gründlich geputzt und jeder trägt seine beste Kleidung. Während der Feiertagszeremonien werden Tongefäße an die Hauswand oder gegen verschiedene Gegenstände geworfen. Ebenfalls gehört der Sprung über ein Feuer dazu. Hierbei glaubt man an die reinigende Wirkung des Feuers, das die Menschen von Krankheiten und Bösem des Vorjahres befreit und ihnen einen gesunden Eintritt in das neue Jahr ermöglicht. Das Essen, was hinterher angeboten wird, nennen die Kasachen “Nevruz-köcö". Außerdem wird anlässlich der Feiertage eine "Nevruz-Suppe" oder ein "Nevruz-Brei" gekocht und an die Nachbarn verteilt.

Kirgisistan

Die Kirgisen nennen den ersten Tag im neuen Jahr “Nooruz” und das traditionelle Essen zu diesem Anlass “Nooruz köcö”. Köcö ist eine Art Brotsuppe die mit Mais- oder Weizengrütze angereichert wird. Ein anderes Festtagsgericht ist “Auz köcö” (dickflüssiger Obstbrei) und “Kavut” (Gericht aus Röstweizen und Dörrbirnen). Das kirgisische Jahr beginnt am 21. März mit dem Nevruz-Festival.

Usbekistan

In den usbekischen Städten Samarkand, Buhoro und Andishan beginnen die Feierlichkeiten am Nevruz-Tag und dauern eine Woche. Das Volk nennt diese Vergnügungen "Seyil Eğlenceleri" (Jahrmarkt), denn auf verschiedenen Plätzen werden Karrusells aufgebaut und Musikanten, Schausteller und fliegende Händler beleben dieses Volksfest. Am ersten Feiertag gehen die Menschen von Zelt zu Zelt, um sich gegenseitig alles Gute zum Fest zu wünschen. Während dieser Besuche wird ein Reisgericht, welches “Aş” genannt wird, angeboten. Danach werden verschiedene Obstsorten und Tee gereicht. Gleichzeitig kann man sich sportliche Veranstaltungen, wie Ringen, Pferderennen und Hahnenkämpfe, sowie Theaterstücke, die das Nevruz-Fest zum Thema haben, ansehen.

Turkmenien

Die Turkmenen nennen ihren ersten Jahrestag “Novruz”. Fünf bis sechs Tage vor diesem Ereignis beginnt jede turkmenische Familie mit einem gründlichen Hausputz. Dann werden für diesen besonderen Tag verschiedene Gebäcksorten vorbereitet wie: Turkmenische Kringel, Pasteten, Kokosplätzchen und andere Spezialitäten, die sich in der Landessprache “Petiri", "Külce", "Şekşeke", "Buvursak" und "Palovo” nennen. Man glaubt, dass das neue Jahr umso besser verlaufen wird je mehr Essen man am Nevruz-Tag zubereitet. Ein weiteres traditionelles Gericht ist zum Besispiel das “Semeni”, eine Süßspeise, die aus Weizenextrakt, Mehl, Wasser und Zucker besteht. Einen Tag vor dem Fest tun sich mehrere Familien zusammen und beginnen, in großen Kesseln diesen Brei zu kochen, der rechtzeitig zum ersten Feiertag, am 21. März, fertig ist. Die durch ihre Schnitz- und Holzarbeiten bekannten, in der Türkei lebenden “Tahtacı Turkmenen” halten sich an die Bezeichnung “Neunter März” oder “Sultan Nevruz”. Gefeiert werden die Festtage am 22. und 23. März während des Umzuges der Turkmenen auf die Almen. Die Tahtacı-Turkmenen fassen Nevruz als ein Fest auf, an dem den Verstorbenen Speisen als Opfer angeboten werden. In dieser Tradition macht sich noch der alte türkische Ahnenkult bemerkbar.

Aserbaidschan

In Aserbaidschan dauern die Nevruz-Feierlichkeiten 3 Tage. Jedes Jahr zwischen dem 21. bis 23. März finden die Festtagszeremonien statt. Der zweitwichtigste Tag nach dem Nevruz-Tag ist für die Aserbaidschaner der letzte Mittwoch vor dem Fest. Darüber hinaus hat auch jeder einzelne Mittwoch innerhalb des Festmonats eine besondere Bedeutung. Das Volk nennt diese Tage “Üskü”.

Vor dem letzten Mittwoch des alten Jahres, also am Dienstag, gehen die Männer zum Friedhof, um für die Toten zu beten. Nach der Rückkehr der Männer begeben sich die Frauen mit vorbereiteten Süßspeisen und Reisgerichten zum Friedhof, wo zunächst aus dem Koran vorgelesen wird. Nach dem Totengebet wird das Essen an die Armen verteilt. Der gesamte Friedhofsbesuch dauert 1–2 Stunden.

Die Nacht von Dienstag auf den letzten Mittwoch des letzten Jahres wird “Ahir-Çerçenbe” genannt und ist verschiedenen Tätigkeiten und Zeremonien vorbehalten, an deren erster Stelle eine gründliche Säuberung des Hauses, Hausrates und der Einrichtung steht. Dann wird in einem Vorgang, den das Volk “Pülenberi” nennt, syrische Steppenraute verbrannt um damit das Haus auszuräuchern. Oft wird auch eine "Nacht der sieben Speisen" veranstaltet, die man “Yeddi-levin” nennt. Ein weiterer Brauch ist “Gapı pusma”, bei dem die jungen Aserbaidschaner von Tür zu Tür ziehen und daran horchen. Das erste Wort, was sie hören können wird als gutes oder schlechtes Omen für das kommende Jahr gewertet.

Ein beliebtes Spiel in der Nacht vor dem letzten Mittwoch ist das Ring-Spiel, bei dem eine große Schüssel mit Wasser in die Mitte des Zimmers gestellt wird. Die im Kreis herum sitzenden jungen Mädchen werfen ihre Ringe hinein und decken die Schüssel mit einem Tuch ab. Nun singt eines der Mädchen eine “Bayatı” genannte türkische Volksweise, während sie gleichzeitig nach einem der Ringe unter dem Tuch fischt. Wem der herausgefischte Ring gehört, ist als Nächster an der Reihe zu singen.

Festtagsbräuche an der Quelle:

Am nächsten Morgen vor Sonnenaufgang begibt man sich an eine Quelle und wäscht sich die Hände und das Gesicht. Die Mädchen verbinden zunächst ihre beiden Zeigefinger mit einem Faden und springen über das Wasser. Danach wird der Faden durchgeschnitten und ins Wasser geworfen. Dieser Vorgang soll den Mädchen den Weg zu Glück und Wohlstand öffnen. Die anderen Besucher sammeln inzwischen sieben Steine in der Nähe der Quelle und legen sie auf den Boden eines Wassergefäßes. Diese Steine müssen bis zum nächsten “Ahir-Çerşenbe”, also ein Jahr, in diesem Gefäß bleiben. Auch die drei Zweige eines Himbeerstrauches, die man auf der Rückkehr von der Quelle abpflückt, werden ein Jahr im Haus aufbewahrt.

Den Tag vor dem Nevruz-Tag nennen die Aserbaidschaner “Baca-Baca”. An diesem Tag werden den Kindern, die von Haus zu Haus ziehen, hartgekochte, buntgefärbte Eier geschenkt. Die Kinder singen dabei im Chor traditionelle Lieder

wie z.B.:

Nevruz, Nevruz bringt den Frühling
Rosen, Rosen, blühen überall
Wir wünschen uns Rosen in unseren Gärten
Rosen und Nachtigalle

Danach werden im Freien Spiele mit den Eiern veranstaltet.

Am Abend des “Baca-Baca” Tages werden große Scheiterhaufen angesteckt, über deren Feuer man springt. In der Nacht ist es Brauch, dass die Kinder in einer Satteltasche, die an langen Seilen befestigt ist, von ihren Verwandten und Bekannten in die Schornsteine der Häuser gehängt werden. Die Kinder lassen nun lange Tücher, die an ihren Hüften befestigt sind, weit herunterhängen und der Hausbesitzer bindet an das Ende des Schals ein passendes Geschenk für den Schalträger.

Nach der “Yeddi levin-gecesi” (Sieben-Speisen Nacht) wird mit einem dicken Seil an einem Baum eine Schaukel befestigt, die die jungen Mädchen und Jungen aus den Familien der Reihe nach benutzen dürfen. Derjenige der schaukelt, trägt dabei ein volkstümliches Gedicht nach einem bestimmten Reimschema vor, auf das die anderen Jugendlichen im Chor antworten. Dieser Brauch wird in der Landessprache “Küfdibi” oder “Küfyeli” genannt.

Am ersten Feiertag versammeln sich Frauen und Männer getrennt, um sich gegenseitig zum Fest zu beglückwünschen. Man besucht gemeinsam die Häuser der in diesem Jahr Verstorbenen, jedoch ist Trauer nicht erwünscht und wird sogar als Vergehen gewertet. Lebensmittel wie Zucker, Reis und Eier werden der Reihe nach an die Armen verteilt. Besonders wichtig ist es, bei diesen Besuchen, gute Freunde und Kranke nicht zu übergehen.

Weitere Namen für das Nevruz-Fest sind “Navrez” oder “Tageswende” bei den Krimtürken und “Mevris” bei den Türken in Westthrazien. Die Türken in Mazedonien und im Kosovo benutzen den Namen “Sultan-Navrız”

Türkei

Auch in Anatolien trägt das Nevruz-Fest verschiedene Namen, wie z. B.: “Sultan-ı Nevruz”, "Nevruz Sultan", “Mart Dokuzu" (Neunter März) oder “Mart Bozumu" (März-Lese). Das Fest hat mit all seinen alten Traditionen und Bräuchen einen festen Platz in der türkischen Gesellschaft.

Die durch ihre Schnitz- und Holzarbeiten bekannten, in der Türkei lebenden “Tahtacı Turkmenen” halten sich an die Bezeichnung “Mart Dokuzu” oder “Sultan Nevruz”. Gefeiert werden die Festtage am 22. und 23. März während des Umzuges der Turkmenen auf die Almen. Die Tahtacı-Turkmenen fassen Nevruz als ein Fest auf, an dem den Verstorbenen Speisen als Opfer dargeboten werden.

In dieser Tradition macht sich noch der alte türkische Ahnenkult bemerkbar.

Der 22. März vergeht mit den Vorbereitungen für das Fest am nächsten Tag. Wäsche wird gewaschen und es wird vorgekocht. Zu den traditionellen Nevruz-Speisen gehören u.a. Spinatpastete (Ispanklı Börek), mit Zwiebelschalen gefärbte Eier, Teigfladen (Yufka), mit Nüssen gefüllte Blätterteigteilchen (Sarı-burma), Bonbons, geröstete Kichererbsen (Leblebi) und Süßigkeiten aus Zuckergelee (Lokum). Gegenseitige Besuche bei guten Freunden und nahen Verwandten sind an der Tagesordnung.

Am Morgen des 23. März wird früh aufgestanden. Man zieht neue oder frischgewaschene Kleidung an und begibt sich mit den am Tage zuvor vorbereiteten Speisen zum Friedhof. Auf den Feuerstellen an den Gräbern wird Kaffee gekocht und man unterhält sich. Man besucht gegenseitig die Gräber der Nachbarn und trinkt dort einen Kaffee oder Tee. Später isst man gemeinsam, musiziert und singt. An den Bäumen werden Schaukeln angebracht und die Kinder lassen Drachen steigen, die hier den Namen “Bayrak” tragen. Am Nachmittag füllen die Frauen einen großen Teller mit Nüssen und Knabbereien, die den Vorübergehenden angeboten werden mit dem Wunsch, dass die Seele des Verstorbenen davon berührt sein möge. Danach verlassen alle Familienmitglieder die Grabstätte, nachdem sie vorher zum Abschied den Grabstein geküsst haben.

Den Abend und die darauffolgende Nacht verbringt man im Kreise seiner Nachbarn und Verwandten mit Unterhaltung bei Essen und Trinken. Glück und Zufriedenheit ist den Gesichtern während der Feiertage abzulesen. Alte Vergehen werden vergeben. Jeder nimmt an diesen Festlichkeiten teil. Wer nicht mitmacht, wird von der Dorfgemeinschaft ausgeschlossen.

Unter den turkmenischen Nomaden glaubt man, dass mit dem Nevruzfest der Winter endlich sein Ende gefunden hat und nun der Frühling beginnt. In den Dörfern und auf den Almen feiert man am 22. März, in den Städten jedoch am darauffolgenden Sonntag, wenn der 22. März nicht gerade selbst auf einen Sonntag fällt. Die Dörfler machen sich am Morgen des 22. März auf den Weg zu den Almen, wo sie bei Bekannten und Verwandten, die sich mit ihren Ziegen schon hier niedergelassen haben, einkehren. Wenn die Alm- und die Dorfgruppe aufeinander treffen, feuert jede einen Gewehrschuss in die Luft und ruft sich den Festtagsgruß zu: “Möge Euer Nevruzfest glücklich und Eure Nachkommenschaft gesegnet und fruchtbar sein.” "Nevruzunuz kutlu. Dölünüz hayır ve bereketli olsun." Die Besucher lassen sich in den Nomadenzelten der Almbewohner nieder, welche den Dörflern nun verschiedene Dinge anbieten. Diejenigen, die eine eigene Viehherde besitzen, haben schon vorher ein Opfertier geschlachtet, dessen Fleisch nun gemeinsam verzehrt wird. Bei den sunnitischen Nomaden beteiligt sich auch das Volk an den Gebeten des Geistlichen, des “Imam”. Gemeinsam bedankt man sich für alle Wohltaten. Danach werden von den Jugendlichen verschiedene Spiele organisiert, man isst gemeinsam und singt miteinander Volkslieder. Die Unterhaltung dauert bis spät in die Nacht hinen.

Diejenigen die sich dem Alev-i Bektaşi–Glauben verbunden fühlen verbinden mit dem Nevruztag den Geburtstag des heiligen Ali, den Hochzeitstag des heiligen Ali mit der heiligen Fatma, das Ende des Winters und den Beginn des Frühlings, an dem nun der Auftrieb auf die Almen beginnt.

Nachdem das Ordensoberhaupt am Nevruzmorgen das Gebet gesprochen hat, wird zunächst Milch getrunken. Gedichte, die den Namen “Nevruziye” tragen, werden aufgesagt, sowie Lieder über die Philisophie des Bektaşi-Ordens vorgetragen. Eine Seelenmesse zu Ehren des heiligen Ali wird gelesen. Angeboten werden Bonbons, Säfte und andere Getränke.

In der Stadt Gaziantep und Umgebung wird am 22. März der “Sultan Navrız” gefeiert. Nach dem Volksglauben ist “Sultan Navrız” ein schönes Mädchen, das in der Nacht vom 21. auf den 22. März zu einer unbestimmten Stunde am Himmel sichtbar wird, wenn es mit seinen klirrenden Fußreifen und einem Stickrahmen in der Hand vom Westen zum Osten zieht. Einer anderen Legende zufolge ist “Sultan Navrız” ein Erleuchteter, der in einem Vogelkostüm mit klirrenden Fußreifen am Himmel fliegt. Wer in der Nevruz Nacht zu der Stunde, an dem Sultan Navrız vorüberfliegt, wach sein sollte, kann sich etwas wünschen, was sich dann später bestimmt erfüllen wird.

Aus diesem Grund werden alle Schüsseln und Gefäße im Hause mit Wasser gefüllt. Im Innenhof des Hauses wird bei Mondschein ein mit Wasser gefüllter Trog aufgestellt. Die ganze Nacht wird gebetet und wenn sich die Bitten erfüllen sollten, wird sich das Wasser in den Trögen in Gold verwandeln. Am nächsten Morgen begibt sich das Volk ins Grüne und in die Felder um dort zu essen und sich mit verschiedenen Spielen zu amüsieren. Zu den traditionellen Speisen gehören rohe Gehacktebällchen "Çiğ Köfte", Reissuppe "Sareli pirinc aşı", Eier "Yumurta" und ein Salat aus gekochten Bohnen "Maş piyazı".

In Diyarbakır feiert man das Nevruzfest ebenfalls, indem man Ausflugsorte im Grünen aufsucht um sich dort zu vergnügen.

Für die ostanatolische Bevölkerung hat das Nevruzfest einen religiösen Charakter. Man glaubt, dass in dieser Nacht alle Geschöpfe der Erde sich im Gebet vor Gott verneigen. An diesem Tag wird für jeden einzelnen sein Schicksal, das ihm in diesem Jahr zuteil werden soll, entschieden. Jeder kleidet sich sorgfältig an um das neue Jahr in neuen oder sauberen Kleidern zu begrüßen. Besondere Speisen werden gekocht, Armen wird geholfen und man stattet sich gegenseitig Besuche ab. In der Nacht vom 16. auf den 17. März sammelt das Familienoberhaupt soviele kleine Steine, wie die Familie Mitglieder hat und verteilt sie um den Schornstein des Hauses herum. Dabei merkt er sich, welcher Stein für welches Familienmitglied steht. Wer am Morgen des Nevruz-Tages unter seinem Stein einen roten Käfer findet, wird im kommenden Jahr viel Glück haben. Aufgrund dieses glücklichen Familienmitgliedes glaubt die Familie nun das Wohlwollen Gottes auf sich gezogen zu haben.

Ein anderer Brauch in verschiedenen Regionen Anatoliens ist es, den ersten Mittwoch des Monats März als “schwarzen Mittwoch” zu feiern. An diesem Tag werden Feierlichkeiten veranstaltet und besondere Speisen vorbereitet, die miteinander gegessen werden. Auch die Sitte des an der Tür Lauschens, wobei man eine Antwort auf seinen geheimen Wunsch erhofft, ist hier besonders unter jungen Leuten sehr verbreitet. Auch den Brauch, ohne ein einziges Wort zu sprechen, das Butterfass so lange zu schütteln, bis dass sich Molke und Butter voneinander getrennt haben, treffen wir in dieser Region oft an.

In der Umgebung von Kars wird sowohl der Brauch des Türlauschens als auch die “Baca-Baca” Sitte gepflegt. Den von Haus zu Haus wandernden Kindern wird meistens Obst gegeben.

In den Gebieten um Tunceli schmieren sich die Männer am Festtagsmorgen schwarze Farbe auf die Stirn, bevor sie zu den Quellen gehen. Dort säubern sie ihre Stirn, während sie Gebete verrichten und um etwas bitten. Es gibt auch noch etliche andere Riten, die alle den Sinn haben, sich symbolisch von Schlechtigkeit und Sorgen zu befreien.

Innerhalb der Riten zum “Schwarzen Mittwoch”, ist das Steinlegen besonders beliebt. An den Rändern des Schornsteines werden Steine, die jeweils für ein Familienmitglied stehen, aufgereiht. Morgens werden die Steine, die die ganze Nacht dort gelegen haben, kontrolliert. Unter welchem Stein sich ein roter Käfer befindet, dessen Besitzer wird ein besonderer Einfluss auf das Schicksal der ganzen Familie zugeschrieben.

Ein Brauch nennt sich “Baumwollnadel”. Hier nehmen zwei Dorfmädchen zunächst die vorgeschriebenen rituellen Waschungen vor, bevor sie sich mit einer verzinnten Essschüssel auf den Weg zu einem vereisten Gewässer machen. Das Eis wird zerbrochen und die Schüssel ins Wasser getaucht. Nachdem die 112. Sure des Korans sieben Mal gebetet worden ist, ziehen die Mädchen die Schüssel wieder aus dem Wasser.

Beim Essen des traditionellen Gebäcks “Tuzluk gılik” äußern sich junge Mädchen und Männer zu ihrem zukünftigen Ehepartner. Auch dies ist ein Brauch der Mittwochabende.

Besonders in Mittelanatolien spricht man nicht von Nevruz sondern vom “Mart Dokuzu”, der allerdings am 22. März gefeiert wird. Wie auch in den anderen Gebieten, steht man morgens früh auf, besucht die Verstorbenen auf dem Friedhof und denkt dabei an etwas Bestimmtes. Nun nimmt man von jedem Grab einen Stein, bis dass man 40 Steine beisammen hat. Man füllt sie in einen Beutel und hängt sie zu Hause an einem Platz auf, wo sie ein Jahr hängen bleiben. Man glaubt, wenn das was man gedacht hat in Erfüllung geht, sind Ende des Jahres 41 Steine in dem Beutel. Sind die Wünsche Ende des Jahres in Erfüllung gegangen oder nicht, müssen die Steine am nächsten “Mart Dokuzu” wieder zurückgelegt werden.

Nach den Besuchen wird gemeinsam gegessen und gespielt. Man wünscht sich insgeheim etwas, nimmt an Veranstaltungen teil und sieht bei dem Entzünden der großen Feuer zu. In der Nacht vom 21. März auf den 22. März vertreibt man sich die Zeit mit dem Spielen von kleinen Theaterstücken und Gesprächen, die bis zum Morgen dauern.

Ein weiterer Nevruz-Brauch, der oft in Anatolien zu beobachten ist, ist der, an die Bäume Stoffstücke zu binden, was angeblich verhindern soll, dass diese im kommenden Jahr durch zuviel Sonneneinfluss austrocknen. Diesen Brauch nennt man “Mart ipliği" (Märzfaden). Die Sitte der “Mart bozumu" (März-Aufhebung) wird vorwiegend in Giresun praktiziert. Hierbei werden die Häuser mit Wasser, dass man aus fließenden Gewässern in der Nähe herbeigebracht hat, bespritzt. Betritt ein glückbringender Besucher das Haus, so erwartet man von ihm den Spruch “ Mart'ınızı bozuyorum" (Ich hebe euren März auf).

In Tekirdağı freut man sich, dass am Nevruztag die Kälte des Winters ein Ende gefunden hat und nun der Frühling beginnt und feiert aus diesem Grund ein Volksfest, das den Namen “Nevruz-Şenlikleri" (…Volkstag) trägt.

In Edirne begibt man sich am Nevruz-Tag zu Ausflugs- und Picknickorten im Grünen. Altes Stroh wird verbrannt und die Menschen springen über die lodernden Flammen. Auch in Kırklareli wird das Nevruz-Fest ähnlich gefeiert. Besondere Speisen werden gekocht und bei Ausflügen ins Grüne verzehrt. Das Fest trägt hier den Namen “Mart Dokuzu" (Neunter März).

In dem Ort Urla, in der Nähe von Izmir, laufen die Feierlichkeiten unter dem Namen “Mart Dokuzu Şenlikleri" (…Volkstag), während man in Tire das “Sultan Nevruz Bayramı" (…Fest) feiert.

Auch in Uşak sind Nevruz Festlichkeiten weit verbreitet. Hier sagt man, dass sich damit das Jahr erneuert habe.

In Sivas glaubt man daran, dass, wenn am 9. März ein starkes Gewitter stattfindet, dieses Jahr besonders reich und fruchtbar werden wird.

In Şebinkarahisar behauptet man, dass derjenige der am Morgen des 22. März in einem fließenden Gewässer badet, besonders stark und gesund werden wird.

Wie wir inzwischen wissen, begann in alten Zeiten das Kalenderjahr mit dem Monat März. Früher glaubte man, dass die ersten zwölf Tage jeweils einen Monat darstellten und zog so vom Verlauf des ersten Tages einen Schluss auf das, was sich im kommenden Jahr alles ereignen werde. Ferner war es Brauch, dass sieben Paare während dieser Zeit nur Speisen zu sich nehmen durften, deren Namen mit dem Anfangsbuchstaben “S” begannen.

Auch die osmanischen Herrscher maßen dem Nevruz eine besondere Bedeutung bei. Am Nevruz-Tag wurde dem Herrscher eine Abfassung vorgelegt, die man “Nevruziye” nannte. Danach präsentierte der Hofastronom dem Herrscher den neuen Jahreskalender und erhielt dafür ein Taschengeld, das “Nevruziye Bahşişi” genannt wurde. Aus verschiedenen Kräutern und Gewürzen hergestellte essbare Pasten, die man “Nevruziye” nannte, wurden dem Sultan und seiner Familie von den Palastärzten offeriert. Diese speziell für diesen Tag hergestellten Pasten wurden in Porzellanschalen mit Deckeln aufbewahrt. Versehen waren sie mit einer Anweisung des Hofastronomen, zu welcher Zeit an welchem Tag die Paste verzehrt werden müsse.

Während früher diese bestimmten Pasten nur Kranken und Armen geschenkt wurden, wurden sie später aufgrund der großen Nachfrage von allen Volksgruppen in größerem Umfang hergestellt. Die Paste, die heute unter dem Namen “Mesir-Paste” bekannt ist, hat ihren Ursprung in dem Rezept der Nevruz-Paste und wird auch zum gleichen Zweck benutzt, nämlich zur Stärkung und zur Gesundheitsförderung.

Obwohl in jeder Region anders gefeiert, hat das Nevruz-Fest sowohl bei den türkischen Völkern in Mittelasien, als auch im Iran, Anatolien und auf dem Balkan Tradition und wird fast zeitgleich überall zelebriert.

Die Nevruz-Feierlichkeiten im Iran dauern dreizehn Tage und gründen auf einer Legende in deren Mittelpunkt Cemşid, der sagenhafte persische König aus der Pischdadian-Dynastie steht, der angeblich das Feuer entdeckt hat. Ferner glaubt man, dass Gott am Nevruz-Tag Adam, den ersten Menschen erschaffen hat und die Sterne sich auch zu dieser Stunde zu ihren verschiedenen Tierkreiszeichen formiert haben.

1 - Aserbaidschan, 21. März, Nevruz-Fest (Offizieller Feiertag)
2 - Kasachstan, 21. März, Nevruz-Fest (Offizieller Feiertag)
3 - Kirgisistan, 21. März, Nevruz-Fest (Offizieller Feiertag)
4- Usbekistan, 21. März, Nevruz-Fest (Offizieller Feiertag)
5 - Turkmenien, 21. März, Nevruz-Fest (Offizieller Feiertag)
6 - Türkei, 21. März, Nevruz-Fest
7 - Nordzypriotische Türkische Republik, 21. März, Nevruz-Fest.

In einem Telegramm, das der damalige aserbaidschanische Regierungspräsident Neriman Nerimanof, Mustafa Kemal Atatürk anlässlich des Nevruz-Festes am 24. März 1921 schickte, heißt es:

“Der Kommisar vom südlichen Kaukasus und die Studenten der freien Militärschule Aserbaidschan, wünschen den zwei Kompanien des türkischen Reiter- und Schützenregiments und dem türkischen Volk zum Nevruz-Fest alles Gute und hoffen, dass es der aserbaidschanischen Revolutions-Armee gemeinsam mit dem heldenhaften türkischen Militär in Kürze gelingen wird, die östlichen Völker vom westlichen Imperialismus zu befreien. Es lebe der Führer der Revolution des Orients, Mustafa Kemal!”

Quelle: Kultusministerium d. Republik Türkei