4.11.05

Menschenrechte und Minderheiten in der EU: Theorie und Realität

Auf Openintelligence wurde aus aktuellem Anlaß zu den Ereignissen in Frankreich und Griechenland ein kurzes Resümee zur Lage der Minderheiten und ihrer Anerkennung gezogen.

Die Anerkennung von Minderheiten in einem EU - Mitgliedstaat ist eines der Kernforderungen der Kopenhager Kriterien. Doch wie legen EU - Länder dies aus?

Zur Zerteilung Spaniens als souveräner Staat sage ich hier nichts. Ebensowenig wie das Verhalten Hollands und Dänemarks gegenüber seiner friesischen Minderheiten, Tschechiens bei der Behandlung von Sinti und Roma .

Picken wir uns daher Frankreich und Griechenland aus.

In Frankreich durften jüngst (seit Ende der 90er) die 200.000 Basken nun endlich wie in Spanien ihre eigene Sprache auch auf Tabellen kritzeln. Doch als offizielle Minderheit wird diese dennoch nicht anerkannt. Jeder Baske ist Franzose, gell?

Elsäßer (1.200 Millionen) - keine offizielle Minderheit
Bretonen (900.000) - keine Minderheit
Lorener (300.000) - keine Minderheit
Katalanen (300.000) - keine minderheit
Korsen (200.000) - keine Minderheit
Flamen (200.000) - keine Minderheit

Wie erfüllt ein solches Land Kopenhagener Kriterien? Genau - gar nicht. Es ist ja Gründungsmitglied. Wem da George Orwell's 'Animal Farm' in den Sinn kommt, solllte abwarten - es kommt noch besser:

Griechenland leugnet seit seiner Gründung vor knapp 70 Jahren das Vorhandensein einer mazedonischen Minderheit im Lande, die ja immerhin 1/5 der Bevölkerung ausmacht.

An der bulgarisch-griechischen Grenze lebt das Bergvolk der Pomaken, welche bis in die späten 80er in einem militärischem Sperrgebiet lebten. Augenzeugen berichteten, das die Infrastruktur bis zum Einzug in die EG bei den Pomaken nicht vorhanden gewesen sei.

Ab Thessaloniki werden Sie dann Zeuge von immer mehr Moscheen und Menschen, die auf offener Straße und in den Kaffeehäusern türkisch sprechen. Die Rede ist von den türkischen West - Thrakern.

Diese Minderheit wird nicht als türkische Minderheit dargestellt, wie eigentlich im Vertrag von Lausanne vereinbart (so wie es ost-römisch/griechische Minderheiten in der Türkei gibt, welche aber als Minderheit anerkannt sind), nein, sie werden vielmehr als "Zwangs-islamisierte Griechische Minderheit" tituliert. Ungefähr jeder 11. Grieche ist somit auch Türke.

Zur Zeit stehen die vom europäischen Gerichtshof Griechenland auferlegten Rücknahmen von Ausbürgerungen, sowie die Rückerstattung von staatlich annektiertem Besitz der Ausgewiesenen an der Tagesordnung in Griechenland, die seit der Existenz des Staates Griechenlands eigentlich Usus gewesen ist.

Die westthrakischen Türken waren 'Gefangene' im eigenen Land:
wenn ein griechischer Staatsbürger türkischer Herkunft einen Schritt aus Griechenland unternahm, lief er automatisch Gefahr, seine Staatsbürgerschaft zu verlieren - ein Gesetz aus düsteren manisch-orthodoxen, 'christlichen' Diktaturzeiten Griechenlands erlaubte dies.

Dies bedeutete für die türkischen Westthraker: besuche deine Verwandten in der Türkei und bleib am besten gleich da. Dein Pass ist sowieso ungültig geworden.

Wir können hier zahllose weitere Beispiele aufführen - Großbritannien, (Nord-)Irland, Italien, die baltischen Staaten, Polen - alle mit Minderheiten - Leichen im Keller.

Sie sehen, das Thema Minderheiten ist zumindest solange aktuell, solange man EU-Mitglied werden will - oder konkreter: wenn 'wer bestimmter EU-Mitglied werden möchte'.

Liebe Leser, für Sie werden diese Infos möglicherweise als überspitzte Darstellung, Einzelfallbeispiele oder schlicht als türkische Gegenpropaganda behandelt werden.

In dem Falle müssen Sie sich, lieber Leser, die Frage stellen, wie es um Ihren Sinn für Gleichbehandlung steht.

Man sollte stets Forderungen an andere stellen, wenn man selbst diese auch wirklich lebt.

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