31.8.09

Die Wahlen im Kontext zur wirtschaftlichen Situation der Bürger in der BRD...

Die Wahlnachlese scheint reichhaltig: überall wird gerechnet, kalkuliert, geplant, eroiert und erodiert, Spitzen werden ausgeteilt und mediale Meinungsmache für Konstellationen beauftragterweise (?) betrieben.

Doch niemand führt in den vielen Sendungen und Kolumnen folgenden Gedanken aus:
Wie sollen die Politiker aus dem Wahlergebnis die - vor allem wirtschaftliche - Situation der Bundesbürger denn nun lesen?

Daaa tun sich alle auf einmal schwer. Wieso eigentlich?

Kein Presseorgan der vierten Gewalt fühlt sich da wirklich berufen, Stellung zu beziehen - die als 'linkes Zeuch' verfluchten Blaetter einmal abgesehen.

Aber wieso? Warum wird mit Koalitionsspielplaenchen abgelenkt?

Warum werden die Probleme der Bevölkerung nun nicht weiter thematisiert?

Die Medien in Deutschland umgibt ein Credo, über diese Probleme nicht schreiben zu müssen.

Ist das eine Vorgabe der Regierung? Wo ist dann die Pressefreiheit?

Fühlt sich kein Kolumnist, kein kritisches Magazin dazu berufen, den sozialwirtschaftlichen Dissoziationsprozess in der BRD zu beschreiben?

Was muss in diesem Land denn eigentlich noch passieren, damit man z.B. die Transportationskosten wie Spritkosten, Bahnpreise etc. den Lebenshaltungskosten in der BRD mit einbezieht?

HartzIV - Aufstockung ist das neueste Leid in der BRD.

Durch das desolate Lohndumping reicht normales Arbeiten für Millionen von Menschen nicht mehr aus, das Leben aus eigener Kraft zu finanzieren!

Wir können so etwas als weitere Verstaatlichungsmassnahme des Kapitals verstehen:
Gehaelter werden je nach Nutzen und Zweck zu einem Grad getragen. Reicht dieses Gehalt nicht aus, das die 'freie Wirtschaft' für ehrliche Arbeit als 'ausreichend' empfindet (O-Ton Schwesterwelle bei Anne Will), soll der Staat für die Ausgaben des Bürgers Rechnung tragen.

Verstaatlichung von Ausgaben? Das trifft den Nagel auf den Kopf.

Verstaatlichung von Schulden? Das erleben wir ebenfalls gerade bei der Bankrotterklaerung des Kapitalismus, das mit 14 Billionen Euro tituliert wird - auch bekannt unter globaler Krise.

Eins versteht der einfache Bürger schluss endlich dann gar nicht mehr:

Wenn ich als Bonz niedrige (3,5 - 5%, also unter der realen Entwertung des Geldes) Kredite vom Staat (über die Banken) bekomme, um etwas zu produzieren oder Geschaefte zu taetigen, und wenn ich dann noch das Produkt mit Gewinn verkaufe, warum
  • strenge ich den Staat bei der Bezahlung der Arbeit an, welche für mein Geschaeft geleistet wird?
  • wieso versuche ich alles, um nicht einmal die 15% von meinem Gewinn an den Staat als Dankeschön zurückgeben?
  • wieso versuche ich im Falle eines Schiefgehens meiner Geschaefte, diese Verluste dann noch an den Staat abzuwaelzen (siehe Banken)?
Wie sagte einst ein Geschaeftführer einer IT Firma in Norddeutschland einmal trefflich:
"Ich finde es nicht richtig, Steuern an den Staat abführen zu müssen. Ich beschaeftige Menschen - das sollte reichen."

./.

Eins zeigen die Wahlen:
Der Mittelstand hat begonnen, mit dieser Einstellung des Kapitals in Deutschland dezent einen Kontrakurs zu fahren.

Arbeit soll nicht nur für das schlichte Leben reichen. Man muss sich auch wieder etwas leisten können, mit dem, was man verdient.

Die Partei, die dies berechtigterweise kompromisslos propagiert, bekommt daher Zustimmung: die Linke.

Wenn Sie nun noch realpolitische Elemente in ihre staatspolitischen Bereichen einfliessen laesst, dann wird sie auch in noch breiterer Front waehlbar.

Und dem Kapital sei mit dieser Wahl erinnert:
die Protestwaehler gehen nun nicht nur einfach nicht zur Wahl. Sie gehen zur Wahl und waehlen die, von denen sie wissen, das sie, wenn sie regieren, eine gerechte Umverteilung der Lasten zu Ungunsten des Kapitals durchführen wird.

Und das ist gut so.

Denn die fetten Jahre des Kapitals können nach dieser Meisterscheissleistung namens globale Krise nicht weitergehen.

Menschen müssen sich wieder ohne Kredite neue Autos kaufen können.
Sie müssen ohne Kredite Möbel kaufen können.
Sie müssen ihr Haus in 10-15 Jahren abbezahlen können, um sich dann wieder was Neues leisten zu können.
Sie müssen ihren Kindern die Bildung zukommen lassen können, die sie im 21.Jh. benötigen.
Sie müssen sich auch einen Urlaub im Ausland leisten können, der nicht "last minute" oder "all inclusive" ist.

Und bei all dem freut sich dann auch die Binnenwirtschaft. Und das freut den Staat.

Oder nicht?