29.10.06

Udo Steinbach: Das ist was gaanz anderes...

Letzte Woche wurde wieder eine Folge der Dokumentationsserie 'Zwischen den Grenzen' auf dem öffentlich - rechtlichen Sender TRT der Türkei ausgestrahlt.

Durch die Sendung führt die Journalistin und Schriftstellerin Banu Avar.

Thema diesmal war "Die neue Armut in Deutschland und die Situation der Minderheiten in Deutschland".

Waere das Thema nicht traurig, könnte Turanoid eine gewisse Selbstzufriedenheit nicht abstreiten. Mal stelle sich das mal vor: der ehemals 'kranke Mann am Bosporus' berichtet über die 'neue Armut in Deutschland'.

Es wurden die Kirchen und Bahnhofsmissionen gezeigt und bestürzende Fakten über die Unterschicht in Deutschland wiedergegeben.

Interessant war, das die Türen von Kirchen - Offizis für Banu Avar verschlossen wurden, wurde die Kamera mit dem Symbol der TRT gesehen und das Thema beschrieben. Nun gut, auch eine Aussage, sagen wir im Spiegel - Jargon dazu.

Beim Thema 'Türkische Minderheiten' musste denn auch Prof. Udo Steinbach, Direktor des deutschen Orientinstitutes ans Mikrofon.

Dort erzaehlte Herr Professor so allerhand. Mit stolzer Brust erzaehlte er, wie es (noch) Unterricht in türkischer Sprache als Zusatzunterricht (da und dort) in Deutschland gaebe. Dies sei in der Türkei noch nicht in der Form gegeben.

Wahrscheinlich hat Herr Steinbach "vergessen", das Minderheiten in der Türkei sehr wohl Unterricht in ihrer eigenen Sprache haben (Juden und Armenier haben z.B. eigene Schulen, was im Vertrag von Lausanne rechtmaessig garantiert wurde - Türkische Schulen in Deutschland? Wohl kaum...).

Frau Avar fragte Herrn Steinbach anschliessend, was denn an dem Türkisch - Verbot in den Pausenhöfen von deutschen Schulen dran sei.

'Das' belehrte Herr Steinbach Frau Avar (und uns) 'ist doch eine gaanz andere Sache'

Solch akademische Aussagen muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen!!!

Es folgten anschliessend weitere Verhauer von Steinbach, in dem er Frau Avar belehrte, das Atatürk ja eigentlich etwas Türkisch - Fremdes betrieben haette mit seiner Kulturrevolution von oben auf's Volk damals vor über 80 Jahren.

Abgesehen davon, das ein Nicht-Türke einer Türkin erzaehlt, was 'Türkisch' und 'Nicht - Türkisch' sei (nuun jaa), wünscht sich Herr Steinbach offenbar einen Staat als Türkei, der eher mit Afghanistan oder dem Iran zu vergleichen wäre, als die heutige Türkei. Denn das besagen seine Worte letztenendes ja mal, wenn man 'Butter bei die Fische' tut.

Recht hat er. Da waer die Weltordnung noch in Ordnung, nicht wahr Herr Steinbach?! Und der 'zivilisierte Westen' haette eine weitere Kolonial-Spielwiese zum Ausbeuten gehabt. Alles klar.

Turanoid fragt sich im Ernst, ob das Institut solche Interviews und Mitschnitte vorgesetzt bekommt. Denn solche geistigen Ergüsse werfen - international - kein gutes Licht auf das Institut in Hamburg.

Aber letztendendes ist das ja eh' der Orient, um das es hier geht - und der liegt ja bekanntlich am Allerwertesten, gell?

Was sagt da der Bayer doch trocken zu so etwas?
'Passt scho'

Islam-/ Orientalisitikwissenschaften im Westen sind leider klassische Beispiele für Pseudo - Akademien als Selbstzweck. Mit dieser Form des 'systemkonformen Selbstzurechtlegens von Sachverhalten' kommt man der Wahrhaftigkeit eines Sachverhaltes oder einer realistischen Analyse jedoch kein Stück naeher.

Der Orient ist nicht der Orient, den Sie beschreiben, Herr Steinbach, er ist der Orient, den die Menschen dort leben.

Wir gratulieren Frau Avar für die Horizont - eröffnenden Recherchen in aller Welt. Sie beleuchtet Sachverhalte auf der Welt in einem Licht, das in dieser Form erstmalig offen und argumentativ einwandfrei die andere Position vertretend daherkommt. Das dabei das Glas Halb- voll oder Halb - leer gesehen werden kann, bestaetigt die universelle Aussage, die auch der Westen allmaehlich akzeptieren muss:

Es gibt drei Wahrheiten da draussen auf der Welt , Deine, meine und die Wahrheit an sich.