19.2.06

Stoiber: 'Verbietet Tal der Wölfe - Irak'

Es ist schon ein merkwürdiges Timing, in welchen Umstaenden dieser Film in die Kinos gebracht wurde.

Gewinnt der Film 'Tal der Wölfe - Irak' durch seine überzeichnete Vermischung von Realitaet und Fiktion mit den dramatischen Überzeichnungen der Aktionen der Besatzungsmacht womöglich eine neue Dimension als Prüfstein für die Demokratien des Westens? Das waere nicht wünschenswert. Zumindest nicht für Deutschland.

Dass diese Frage aber berechtigt ist, zeigen die Ergüsse Stoibers. Da wird offen von Absetzung des Filmes gesprochen - in einem Land, das die Meinungsfreiheit, die in Daenemark mit den Mohammed Karikaturen angeblich 'demonstriert' wurde, ebenso verteidigt wie viele andere Staaten.

Eine Absetzung des Films ist jedoch nichts anderes als eine Selbstzensur.

Noch interessanter sind dann noch die Zusammenfassungen des Films, die dabei alle Register von Rassismus bis Nationalismus ziehen. Das dies falsch ist, lesen Sie in den nachfolgenden Zeilen.

Dies ist ein Anti-Amerikanischer Film - na und?

Dies ist der O-Ton des Regisseurs zu seinem Film.
Liebe Lesenden. In 'Black Hawk down' wurde die USA ebenfalls vernichtend kritisiert. Doch bei diesem Film war kein Stoiber an Ort und Stelle und verlangte eine Absetzung.

"Die türkische Regierung muss Stellung beziehen"

Noch besser ist in dem Falle des türkischen Films die Foderung Stoibers an die türkische Regierung, zu diesem Film Stellung zu beziehen.

Wie waer's mal mit einer lapidaren Antwort, Herr Stoiber:
Auf Grudn der Meinungsfreiheit? Schliesslich 'möchte' die Türkei ja in die EU!?

Also mal 'Butter bei die Fische':
Seit Jahrzehntenen wurden Filme gegen die Türkei oder besser gegen die türkische Nomenklatura gefilmt - von Türken selbst. Auszeichnungen waren hier eher die Regel als ein Sonderfall.

Seit Jahrzehnten wurden Filme von anderen Staaten gegen das türkische System und die Misstaende in der Türkei gedreht.

Man denke nur an so tolle Filme wie "Midnight Express" in der die Wahrheit mit Fiktion gemischt wurde und ein Zerrbild über die Türken mit Oscars premiert wurde. Es ist traurig aber wahr, das Staaten ihre Politik aufgrund dieses einen einzigen Films gegenüber der Türkei aenderten (Visa - Pflicht der Türken für die USA z.B.).

In dem Film 'Tal der Wölfe - Irak' werden kondensiert viele Ereignisse, mit denen die amerikanische Armee Rufschaedigung an sich selbst als Besatzungsmacht betrieben hat, konzentriert zusammengefasst und teilweise überzogen dergestellt.

Was dabei tatsaechlich wirklich passiert ist oder nicht, werden wir niemals beurteilen können. Der Regisseur ist aber dadurch bekannt geworden, das er in der überaus erfolgreichen Serie 'Tal der Wölfe' geheimdienstliche Insider - Informationen einfliessen liess , wodurch er öfters polizeiliche Befragungen aufgebrummt bekommen haben soll (auch genannt Angelegenheiten der nationalen Sicherheit).

Daher sind viele Szenen leider reell...
Der Vertrieb des Films, Pana Film, fügt hinzu, das die gezeigten Bilder von der US-Armee letztendlich nur eine Zusammenfassung ihrer Aktionen im Irak sind.

Den Film korrekt analysieren lernen

Verhaengnisvoll sind die Fehler der deutschen Presse, diesen Film als rassistisch, geschweige denn nationalisitisch anzuprangern.

Es werden da z.B. in einer kurdischen Hochzeit die Ehemaenner abgeführt, weil sie waehrend der Hochzeit mit Waffen in die Luft geschossen haben (und von den GI's somit zu 'Terroristen' deklariert wurden). Relativ 'un-nationalistisch' also.

In dem dynamischen türkischen Geheimdienst-Trio ist desweiteren 'Abdülhey' Kurmandschi - ein kurdischer Türke also. Relativ 'un-nationalistisch' also.

Als die Kollaborateure der USA werden z.B. nicht der 'einfache' Sorani - also der kurdische Durchschnitts-Iraker gezeigt, sondern deren selbst ernannten feudalen Führer (gemeint sind Talabani und Barzani), die durch Korruption und Gewalt heuer ihren tollen Tage als "Staatsmaenner" fröhnen dürfen (der USA sei es gedankt).

Der Film versucht eindringlich den Muslimen mittels der Religionsfigur Scheich Kirkuki folgende Botschaft zu vermitteln: Gewalt ist NICHT der Weg des Islam. Nur weil die 'Besatzer' Gewalt anwenden, heisse dies nicht, das Moslems nun einen Freifahrtschein für selbiges haetten.

Ich denke hier ist jeder Hinweis, der die Sinnlosigkeit von Gewalt aufs Neue propagiert, weder rassistisch, weder nationalistisch noch religiös fanatisierend. Der einzige Punkt, der im Westen wohl schlecht aufstößt, ist hier die Gegendarstellung (Kolonialismus/ausbeuter<=Christentum <-> Ausgebeutete<=Islam).

Einen israelischen Organklau-Chirurgen, der in diesem Film eingebunden wurde, als Vorwand für rassistisch Tendenzen des Films zu kredenzen, ist denn mehr als merkwürdig und eher peinlich.

Die religiös fanatische Figur von Mario Peebles z.B. (im Film als Marshall SAM geführt), der ein CIA-Werkzeug darstellt, welcher sich von Gott beauftragt sieht, die "Einigung Babylons durch das Kreuz" zu verwirklichen, ist nichts anderes eine Überzeichnung der Message Bushs', den Irak-Krieg für seine Zwecke als von Gott beauftragte Aufgabe zu sehen.


Technischer Fehler im Film


Das einzig wirkliche, technisch falsches Manko im Film wurde jedoch nirgends erwaehnt:

Das in der Türkei gesprochene Kurmandschi - Kurdisch (welches ca. 13-17 z.T. mitenander inkompatibler Mundarten besitzt, je nachdem wieviel Bergdörfer in der Südosttürkei für *ernsthafte Analysen* herangezogen wurden) ist nicht kompatibel mit dem im Irak gesprochenen Sorani - Kurdisch (ein arabisch geprägtes kurdisch).
Dies hat sogar der kurdisch-türkische Star Ibrahim Tatlıses im Norden Iraks feststellen müssen und hatte daher eigens einen lokalen, turkmenischen Dolmetscher (der türkisch und Sorani-kurdisch spricht) für seine Konzerte im Norden Iraks anheuern lassen.

Somit konnten das dynamische türkische Trio mit ihrem kurmandschi-kurdisch mitnichten mit den arabischen Abbassi/Sorani-Kurden im Irak sprechen - hier hat die Regieassistenz geschlampt wie man so schön sagt.

Einigung im Islam statt postkolonialistischer Ethnizitaets - Gedanke

Der Film versucht unter anderem, über den gemeinsamen Katalysator 'Islam' der dem Postkolonialismus zu eigenem Verstaendnis der Ethnizitaet den separierenden Effekten entgegenzuwirken. 'Teile und herrsche' ist hierbei ein altbekanntes Mittel seit der Zeit der römischen Christen. Hierzu werden alte Ressentiments und in der Neuzeit sogar falsche und inszenierte Geschichtskonstrukte (im Falle der Herkunft der Kurden z.B.) gezielt eingesetzt.

Es waere jedoch wünschenswert, die globalen Unterschiede der Völker nicht nur durch Religion zu überwinden. Die EU könnte hier einen wichtigen Beitrag dazu liefern.

Wie dem auch sei - der Westen wird sich öfter mit solch filmisch durchaus gelungenen und geschickt eingesetzten überzeichneten Geschichten auseinandersetzen werden müssen. Wie heisst es doch so schön in Hollywood: "der Film basiert auf einer wahren Begebenheit..."