31.7.05

Irak, das neue Niemandsland...

Gestern wurden wieder sinnlos Menschen im Irak getötet.
Auch heute werden wieder Menschen getötet. Soldaten, Zivilisten.

Warum die USA im Irak eigentlich ist, versteht keiner mehr so recht.
Saddam Husseyin wird mittlerweile 'vom eigenen Volk' zur Rechenschaft gezogen (gestern soll im Gericht sogar jemand gegenüber Saddam Husseyin handgreiflich geworden sein) und könnte womöglich erhaengt werden.

Ob dies so im eigentlichen Sinne der USA ist, weiss ebenfalls keiner so recht.

Was aber auffaellt ist, das die USA seit geraumer Zeit die Kontrolle im Irak faktisch verloren hat und eigentlich nur noch Schadensbegrenzung betreibt (und insgeheim wohl den Abzug plant).

Umso sinnloser: die Aktionen der 'Saeuberungen' durch USMilitaers gehen klar am Ziel vorbei. Felludsche war der Grabstein für die Legitimation der USA im Irak. Waehrend die USA in Bagdat und in einigen Provinzen in der Mitte Iraks dennoch Praesenz zu zeigen versucht, hat er diese in diversen Regionen bereits verloren.

Einer dieser verlorenen Posten, die stillschweigend nach dem Motto geduldet werden 'solange meinen GIs kein Schaden zugefügt wird, können sie da erstmal machen, was sie wollen' ist der Norden.

- Die kurdische Regionalverwaltung im Norden Iraks entvölkert systematisch strategisch wichtige Staedte von Turkmenen und Arabern gegen ihren Willen (so wie Saddam die Araber vor 50 Jahren dort installiert hat - alles wie gehabt).
- Sie verpasst Grenzgaengern einen Passstempel mit der Aufschrift 'Süd - Kurdistan' statt 'Islamische Republik Irak', was immer das auch heissen mag...
- Sie duldet religiös- fanatische kurdische Organisationen, die mit den bekannten Terrororganisationen kooperieren.
- Sie kooperiert mit der PKK, die mittlerweile im Norden Iraks eine 5000-6000 Mann starke Terrorarmee sein eigen nennt. Seit Beginn des Jahres haeuften sich daher die Attentate auf Menschen und Einrichtungen in der Türkei um ein Vielfaches. Auch im Iran liefert sich die PKK Scharmützel mit der iranischen Armee.

Die USA ist in einer aussichtslosen Situation:
Ausser den Zweckverbündeten Kurden im Norden und einigen zurückmigrierten, installierten US-Irakern als Politiker und Wirtschaftsbarone scheint niemand mehr die USA im Land dulden zu wollen.

Das Niemandsland Irak wird heute nur noch von den alten und neuen 'Fürsten' regiert, über denen die von den USA installierten Persönlichkeiten stehen, die aber spaetestens mit dem Abzug der Amerikaner ebenso zur Geschichte angehören wird - es sei denn sie haben bis dahin ihr eigenes Sicherheitsnetz als Garant zurm Verbleib im Amt installiert (s. Saddam).

Defacto ist alles wie gehabt - nur ohne Saddam und mit dem erweckten Bedarf der USWaffenindustrie, neue Waffen zu produzieren (auch ein Weg, die nationale Wirtschaft anzukurbeln also).

Fragwürdige Nachlese für die USA und ihr 'Grosses Nahost-Projekt':
- Expansionspolitische Tendenzen, die Russland empfindlich stören und dem kalten Krieg eine traurige Sinnhaltigkeit verleiht - seitens Russlands zumindest;
- Ungeduldeter Freiheitsbringer im Irak;
- Mit zunehmenden Argwohn beobachteten Aktionen in ganz Asien inklusive Indien untergraben sich die USA mehr und mehr ihre Unterstützung in diesen Regionen;
- Eine hintelassene Baustelle Afghanistan, ein Land, das in einem indifferenten Zustand liegt, den es seitdem Einmarsch der Sowjets konserviert.
- Nach dem US-'projektkonformen' Umstürzen in Georgien und Kirgisien wurde die USA gestern von Usbekistan zudem auch noch unsanft des Landes verwiesen. Dies ist nach dem Beitrit in die SCO ein weiterer Schritt Usbekistans, sich vom Einflussbereich der USA zu lösen.

Das dabei auch ziviler Support für Afghanistan gekappt wurde, scheint der Regierung ein 'notwendiges Übel' zu sein, da nach den initiierten Eriegnissen von Andidschan wohl Konsequenzen gezogen werden mussten.

Auffallend in Andidschan war, das radikal-islamische Terrozellen witzigerweise für mehr Demokratie protestierten. Da haben sich wohl USGeheimdienstkreise eindeutig die 'falsche Lunte' für die Initiierung eines Umsturzes ausgesucht.

Ich gratuliere Usbekistan zu dieser Entscheidung, denke aber, das Usbekistan nach einem vernunftgesteuerten Regierungswechsel in den USA wieder normale Beziehungen mit den USA eingehen wird.

Der Hype um den 'Traumstaat' USA haben 2 Legislaturperioden 'Huntington'scher Falkenregierung' in der gesamten Welt zerbrochen. Sicher erzeugt auch das Netzwerk der Globalisierungsbarone vehementen Druck im Rücken der USA, den es jetzt zu auszugleichen versucht, wer weiss. Vielleicht ist die jetzige USA-Regierung auch nur das Instrument eben dieser Barone?

Die SCO ist jedoch einer der ersten schwergewichtigen Gegenpole, auf die die USA in ein paar Jahren immer öfter treffen wird. Actio - Reactio eben...

Und sehen muss man aber auch, das ein Grossteil der Terrornetzwerke der Globalisierungsbarone grosszügig von den USA gefördert wurde und werden.

Das man von solchen Aktionen langfristig nicht profitieren kann, zeigt sich augenscheinlich am Beispiel der Taliban.

Hoffentlich schafft es die USA, sich selbst neu zu justieren und - ganz wichtig - seine Verbündeten durch positive Aktionen wieder an seine Seite zu gewinnen. Ohne die ist eine Imageverbesserung in der Welt für sie nicht möglich.

Es kann z.B. nicht sein, das ein so wichtiger Nato - Partner wie die Türkei an der Schwelle ist, aufgrund der Ignoranz auf die Hinweise des Natopartners die Initiative zur Raeumung der Terroristischen Zellen im Norden zu übernehmen, da die Auswüchse des Terrorismus der PKK aus den 90ern kaum noch einmal im Land hingenommen werden. Niemand kann das, wenn er Terrorismus als Mittel illegal empfindet.

Die USA kann es sich eigentlich nicht leisten, das in einem Land wie Deutschland mit seiner wirtschaftlichen Bedeutung für die Welt auch nur das Wort von Misstrauen entsteht.

Vielleicht sollte die USA nachforschen, ob das Huntington'sche Globalisierungskonzept '2000 Kleinstaaten auf der Welt zur besseren Kontrolle der Weltgeschehnisse für die USA' evtl. schaedlich ist und gestoppt werden sollte und man zugunsten anderer Alternativen für den Weltfrieden Huntington fallen laesst.

Unter den zu teilenden Laendern befinden sich Staaten mit mehreren Tausend Jahren Kriegserfahrung. Das sollte dem 200 Jahre jungen Staat USA zu denken geben...


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