23.10.07

Der Spiegel: Wo man von Terror und Konflikt unterscheidet...

Es ist wirklich merkwürdig. Im Spiegel finden sich staendig Kolumnen über den 'Anti - Terrorkrieg', den die USA führt. In Afghanistan. Im Irak. Und an den anderen, noch nicht offiziellen Kampfschauplaetzen.

Immer wieder lese ich, das die USA gegen den Terror vorginge. Mir wird förmlich erklaert, ein freier, demokratischer Staat tut das letztendlich um sich selbst zu schützen. Auch Besatzungen gehen so anscheinend in Ordnung.

Die Demokratie der USA wird in Babel verteidigt und in Afghanistan. 10.000 km entfernt von der Heimat also. Sie hat aber Probleme, wenn das andere auch machen wollen...

Schauplatzwechsel:
Seit Jahrzehnten steckt die Türkei in einem Terrorkrieg mit wechselnder Intensitaet.
Dei PKK wurde und wird von bedeutenden Maechten finanziert und ausgebildet.

Doch um die Jahrtausendwende ist es ruhig geworden um die PKK.

Flashback:
Aus der Asche der armenischen Terrororganisation ASALA entstanden, die in den 70ern in Europa wütete und türkische Diplomaten als Attentatsopfer auserkor, hatte die PKK mit der ehemals armenischen ASALA - Intelligenz als Mitantreiber der Organisation durch die Verwendung eines ethnischen Minderheitennationalismus sehr viele Anhaeger.

Auch im Ausland. Denn die Schwaechung des unitaeren Staatskomplexes Türkei hatte nie an Attraktivitaet verloren.

Teils wurde dabei mit Demokratisierungsfloskeln um sich geworfen, teils aus opportunen staatlichen strategischen Gründen hat man der PKK in der Welt Tür und Tore geöffnet:
- Waffenhandel
- Schutzgelderpressung
- globaler Drogenhandel (Achse Afghanistan -Türkei - Europa)

Die "marxisitisch - leninistische Arbeiterpartei Kurdistans" hat Dulder und Gönner.

Nach den schweren Schlaegen des türkischen Militaers Mitte der 90er gegen die PKK und der anschliessenden Gefangennahme Öcalans als er aus einem griechischen Konsulat in Kenia kam (damals mit griechischem Pass!), wurde es ruhig um die PKK.

Der Weg schien geebnet, den kurdischstaemmigen Türken ihre Identifikation als kurdische, türkische Staatsbürger gewaltfrei zu vereinbaren.

Die AKP hat hier einiges getan: Fernsehen, Radio, Literatur, Schulen - alles wurde im Kurmandschi - Dialekt ermöglicht, wenn auch zögerlich.

Nach den massiven Wahlsiegen der AKP in der Region, für die sich die PKK und ihrderzeitiger politischer Flügel DTP als 'zustaendig sieht' - in Ost- und Südost-Anatolien - kam Unruhe bei der PKK auf, die im Irak eine gewisse Eigendynamik entwickelt haben und eine Macht in der vom jüdischen Kurden Barzani kontrollierten darzustellen begannen, in ihrem Kernoperationsgebiet aber immer weniger Zuspruch ernteten.

Die AKP kam mit staatlichen Aufschwungsprogrammen, Fördergeldern, sozialen Hilfsleistungen und massiven Infrastrukturmassnahmen in diesen Provinzen sehr gut an.
Immer weniger junge Leute waren somit auch zum Kampf für eine wie auch immer geartete Sache zu 'erwaermen'.

2006 begann die PKK daher, ihren Terror durch neu erworbene Techniken und Macht in der Türkei wiederaufzunhemen, um Popularitaet in der Region zurückzuerhalten:
- Italienische Minen (ja richtig, ein Natopartner der Türkei) und durch Handys ferngezündete Bomben waren nun die Werkzeuge, um Attentate zu verüben.

Parallel begann eine vorsichtige und stets inoffizille Annaeherung der USA mit der PKK: der Flügel 'PJAK' der PKK machte es sich zum Ziel den Iran mit Terroranschlaegen zu versehen. Das passte zum Konzept der USA.

Somit konnte die PKK durch die USA weiter geduldet werden im Norden Iraks.


Im Prinzip ist die PKK zum Springer ausgeartet: Sie agiert als PKK in der Türkei, als PJAK wütet sie im Iran und fungiert auch als weiterer bewaffneter Arm der Barzani Milizen.

Nach den ersten Anschlaegen der PKK dieses Jahres und den Zusammenstössen mit der türkischen Armee fiel etwas auf: die getöteten PKK - Terroristen wurden immer öfter mit amerikanischen Gewehren der Marke M-16 aufgefunden.

Der Blackwaterskandal lies auch somit nicht auf sich warten. Ein Schuldiger wurde gefunden. Die USA als Drahtzieher waren wieder einmal fein raus.

In den letzten Gefechten der PKK kam eine neue Dimension hinzu, die von der türkischen Regierung mit Bedacht nicht erwaehnt wird:

die Überlebenden der letzten Gefechte, bei denen in den letzten 2 Wochen über 60 Soldaten und Zivilisten umkamen, berichten von Angriffswellen der PKK in einem Verhaeltnis von 1:6 und 1:7.
Auf jeden türkischen Soldaten kamen also demnach 6 biz 7 PKK-Terroristen hinzu, inklıusive schwerer Bewaffnung.

Doch dies ist so in den Bergen nur möglich wenn man Luftunterstützung erhaelt!

Die Schlussfolgerung ist ernüchternd:
US-Truppen oder Barzani Milizen haben hier beim Angriff der Terroristen somit erstmals aktiv mittels Luftunterstützung geholfen.

Das Militaer in der Türkei ist derzeit nicht mit den Befugnissen ausgestattet, die es haben müsste. Der Druck durch die Bevölkerung stieg gegen die abwiegelnde ignorante Haltung der AKP zu diesen Themen jedoch, die hierbei auch keine echte Strategie als auch eine Haltung haben. So etwas sah ihr von der EU aufgedrücktes regionales Bevorteilungsprogramm nicht vor.

Aufgrund der Truppenbewegung in der Region, die auch die USA mit Sorge beobachtet, erkennt die USA jedoch, das die bisherige Form der Duldung der PKK für eigene Zwecke und aus Respekt zum letzten Vebündeten im Irak, den semitisch-kurdischen Barzani-Clan im Norden nicht mehr vertretbar ist: die Türkei konfektioniert den Angriff weit über die Jagd nach 3000 - 4000 Terroristen in den Bergen aus: ein Einmarsch und eine Besatzung des Norden Iraks steht unmittelbar bevor.

Dies würde zum einen ein Ende der ethnischen Saeuberung der Turkmenen durch die Kurden im Norden Iraks bedeuten, sowie die Kontrolle der Ölpipelines in den Regionen Kerkük und Musul.

Nicht abzusehen waere die Unterstützung der PKK durch die irakisch-kurdischen Militonaere Barzanis:
aus dem klassischen Guerilla - Krieg zwischen der PKK und dem türkischen Militaer haette man plötzlich einen echten Frontenkrieg im Norden Iraks. Etwas, wofür die türkische Armee ja eigentlich ausgebildet wurde!

Ein Zurückbomben dieser Region in die Feudalgesellschaft ist das Letzte, was die USA gebrauchen kann: im Nordirak werden Militaerflughaefen für B2 Atom - Bomber gebaut, Israel hat riesige Stützpunkte im Norden Iraks.

So erwaegt die USA einen kontrollierten und wahrscheinlich abgesprochenen Luftangriff auf die Koordinaten der Stützpunke der PKK im Grenzgebiet, um einen Einmarsch der türkischen Armee in letzter Minute zu verhindern.

Ob das ausreicht, ist fraglich.

Ebenfalls fraglich bleibt folgender Sachverhalt: das der Spiegel den Terror der PKK auch ebenso frank und frei eben so titulieren kann wie er dies im Falle der USA tut, die ja gegen eine noch abstraktere Form eines wie auch immer gearteten Terrors kaempfen sollen.

Aber vielleicht traut sich der Spiegel dies ja auch nicht. Oder er darf es vielleicht auch nicht.

Zensur ist eben nicht nur staatlich motiviert!!!